ZDF - Unzureichende Korrektur einer Falschmeldung zu Venezuela

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Maren
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ZDF - Unzureichende Korrektur einer Falschmeldung zu Venezuela

Beitrag von Maren »

ZWEITES DEUTSCHES FERNSEHEN
Intendanz
Dr. Thomas Bellut
ZDF-Straße 1
55100 Mainz



Beschwerde

Sehr geehrter Herr Dr. Bellut,

im ZDF heute-journal vom 24.01.2019 behauptete Ihre Korrespondentin Ulrike Rödle im Beitrag über Venezuela, dass es bei den Präsidentschaftswahlen in Venezuela keine Gegenkandidaten gab.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute-jo ... 9-100.html

Das entspricht nicht den Tatsachen.

In Ihrer Korrekturrubrik unter https://www.zdf.de/nachrichten/heute/ko ... n-104.html vermerkten Sie gut 4 Wochen später Folgendes:
Maduro Korrektur.JPG
Maduro Korrektur.JPG (64.37 KiB) 12791 mal betrachtet
Auch diese Darstellung ist nicht korrekt und erfüllt somit nicht die Anforderung an eine Korrektur, insbesondere dann nicht, wenn man - wie beschrieben - den „Prinzipien von Faktentreue und Transparenz als bestes Gegenmittel gegen Verschwörungstheorien und Manipulationsvorwürfe“ folgt.

Richtig ist, dass es neben Maduro, der knapp 68 Prozent der abgegeben Stimmen gewinnen konnte, drei weitere Kandidaten gab. Der Sozialdemokrat Henri Falcón kam auf 20,93 Prozent, der evangelikale Prediger Javier Bertucci auf 10,82 Prozent. Lediglich 0,39 Prozent der Voten entfielen auf den linken Basisaktivisten Reinaldo Quijada.
Quelle u.a.: https://www.jungewelt.de/artikel/350058 ... zuela.html

Es ist nachvollziehbar, dass die Programmverantwortlichen bei der Wahl der Formulierung der Korrektur ihr Gesicht wahren wollten, denn es war ihnen natürlich bekannt, dass es Gegenkandidaten gab. Eine echte Korrektur hätte jedoch sowohl Eingeständnis als auch den Fakten entsprechende Angaben beinhaltet. Die Falschaussage der Korrespondentin wurde im Hauptprogramm des ZDF vor einem Millionenpublikum ausgestrahlt und genau an dieser Stelle hätte die entsprechende Korrektur stattfinden müssen.

Der die Falschmeldung relativierende Satz: „Es gab keine nennenswerten Gegenkandidaten, die Aussicht auf einen Wahlsieg hatten.“ ist in mehreren Hinsichten zu beanstanden. Zunächst handelte es sich bei dem Wahlresultat von knapp 21 % für den Sozialdemokrat Falcón, der übrigens die venezolanische Opposition erfolglos zur Beteiligung an den Wahlen aufrief, um ein – selbst für hiesige Verhältnisse - beachtliches Ergebnis.

Des Weiteren zeugt es von geradezu diskriminierender Arroganz, die drei Gegenkandidaten innerhalb der Berichterstattung einfach mal so unter den Tisch fallen zu lassen, nur um die narrative Erzählung abzurunden und Maduro als despotischen Antidemokraten und Alleinherrscher abzustempeln. Hätten maßgebliche Oppositionsparteien nicht zum Boykott der Wahlen aufgerufen und wären mit einem gemeinsamen Kandidaten angetreten, hätten sie realistische Chancen gehabt, Maduro zu schlagen und das ganze anmaßende Theater um Selbsternennung, Hilfslieferungen, Sanktionen, militärischen Drohgebärden und Säbelgerassel wäre vom Tisch.

Es irritiert ebenfalls, dass Sie in anderen Zusammenhängen gerade die „nicht nennenswerten Gegenkandidaten, die Aussicht auf einen Wahlsieg hätten“ regelmäßig ins Zentrum Ihrer Berichterstattung stellen. Exemplarisch wäre hier der russische Rechtsausleger Nawalny zu nennen, der in Russland laut Umfragen gerade mal zwei Prozent Zustimmung erhielte und trotz dieser offensichtlichen Irrelevanz zu den besonderen Lieblingen öffentlich-rechtlicher Nachrichten zählt.

Es ist davon auszugehen, dass sowohl Sie als auch Ihre Korrespondenten vor Ort das gesamte Bild der Lage in Venezuela vor Augen haben, auch was die verheerenden Auswirkungen der erpresserischen Sanktionen des Westens, inklusive des Diebstahls von Vermögenswerten, gegen das Land anbelangt. Wir erwarten auch weiterhin, dass Sie Ihre Berichterstattung in einer Weise gestalten, die dem gesetzlichen Auftrag entspricht und nicht von geopolitischen Interessenlagen Dritter geprägt ist.

Wir sehen im Weglassen wichtiger Informationen einen Verstoß gegen die Wahrheitspflicht und eine Täuschung des Publikums, sowie in der wiederholt einseitigen und tendenziösen Berichterstattung zu Lasten der Autonomie bestimmter Nationen, grobe Verstöße gegen die Grundsätze der Objektivität und Unparteilichkeit. Der explizite Auftrag, die freie, individuelle und öffentliche Meinungsbildung des Publikums zu fördern, wird mit dieser Art Informationspolitik deutlich verfehlt.

Aus Gründen der Transparenz werden wir diese Beschwerde sowie die Antwort der Programmverantwortlichen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen

i. A. Maren Müller
Vorsitzende
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Re: ZDF - Unzureichende Korrektur einer Falschmeldung zu Venezuela

Beitrag von Maren »

In der Schule würde eine solche Antwort mit dem Vermerk: "Thema verfehlt" gekennzeichnet. Ich ziehe in Erwägung die Beschwerden künftig in "leichter Sprache" zu verfassen, sodass sie auch der für die Beantwortung der Beschwerden zuständige Praktikant versteht.
ZDF Maduro Antwort.pdf
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