ZDF - Bullshit in der Krimiserie "Soko Leipzig"

Thema sollen insbesondere Film- und Dokumentarproduktionen für das Fernsehen sein.
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Telekinese

ZDF - Bullshit in der Krimiserie "Soko Leipzig"

Beitrag von Telekinese »

Am 09.01.2014 strahlte das ZDF eine weitere Folge der Krimiserie "Soko Leipzig" aus. Ich gebe zu, ich schaue gerne am Abend ARD, ZDF, Dritte und deren digitalen Ableger wie ZDFNeo, EinsPlus etc. Schon deshalb weil nach 20:15Uhr auf diesen Sendern keine Werbung mehr gezeigt wird. Am Freitagabend war ich beim ansehen der Folge "Lösegeld" aber mehr als entsetzt, ja gerade zu geschockt. So soll also eine deutsche Mordkommission einen Entführungsfall aufklären? Und das in einem Rechtsstaat?
Zugegeben eine Entführung, zumal von Kindern oder sogar Kleinkinder ist ein abscheuliches Verbrechen und immer mit sehr großen Emotionen verbunden. Deswegen sind in solchen Fällen immer Experten wie Psychologen Konfliktbeamte und geschulte Verhandlungsführer an solchen Fällen beteiligt.
Aber nicht so in der ZDF-Folge "Lösegeld". Hier wird die kleine Tochter von Jens Maybach von einem Spielplatz entführt. Sofort beginnt das gesamte Team um Hajo Trautzschke (Mordkommission) mit der Suche nach der kleinen Lotte. Wenn man jetzt einen kleinen Einblick in die Krimiserie hat, weiß man das Jens Maybach Vater von Lotte und Mitglied im Team von Hajo Trautzschke ist. Außerdem weis man das Hajo Trautzschke der Großvater von der kleinen Lotte ist, weil Leni Maybach die Frau von Jens Maybach, seine Tochter ist. Somit gelten sie, nach deutscher Rechtsprechung, als befangen. Somit dürften die Kollegen die Ermittlungen gar nicht durchführen. Aber es wurde noch unglaublicher. Leni Maybach (Journalistin) durfte als Mutter sogar an den Ermittlungen teilnehmen. Sie durfte nicht nur ermitteln, nein sie durfte die Ermittler sogar begleiten und fremde Wohnungen durchsuchen.
An dieser Stelle wollte ich eigentlich schon umschalten, aber jetzt war meine Neugier geweckt, ob das ZDF wohl noch weiteren Bullshit in die Folge eingebaut hat. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Es wurde eine Wohnung durchsucht, ohne Durchsuchungsbefehl (könnte man bei "Gefahr im Verzug" noch gelten lassen), Jens Maybach entführte aus dem Polizeirevier die kleine Fiona (das eigentliche Entführungsopfer) die er dann wegen Gewissensbisse aber zurück brachte, selbstverständlich ohne disziplinarische Konsequenzen. Apropos Disziplin! Hajo Trautzschke, Chef der Mordkommission, machte in dieser Folge eine wirklich sehr traurige Führungsposition, wahrscheinlich so gewollt, als beteiligter Großvater. Eine verantwortliche Führung aus Staatsanwaltschaft und Ermittlerteam ist in einem Entführungsfall aber unumgänglich. Einen Staatsanwalt hat man aber in der ganzen Folge nicht zu Gesicht bekommen. Der reiche Unternehmer Thorsten Bergmann, der seine gesamte Nachbarschaft verklagt, verhandelt mit der Polizei grundsätzlich ohne Anwalt. Selbst die kleine Fiona wird aus der polizeilichen Tiefgarage entführt. Keine Überwachungsbilder, keine Zeugen, NICHTS. Geldübergabe ohne Vorsichtsmaßnahmen mittels Oktokopter (Drohne). Der Entführer lässt die beiden Kinder auf dem selben Kinderspielplatz (gut besucht) frei und alleine, auf dem er auch Lotte entführte. Danach geht er wieder nach Hause wo er festgenommen wird. Was für ein Trottel. Die beiden Kinder sind auch nicht verstört sondern spielen ganz unbedarft auf dem Spielplatz.
Bei aller künstlerischen Freiheit, wie weit darf man deutsche Polizeiarbeit eigentlich verfremden. Was will uns das ZDF mit dieser Folge eigentlich mitteilen. Eine typischen deutschen Kriminalfall?
Nein hier stimmte gar nichts. Ein komisch konstruierter Fall, diffus handelnde Charaktere, rechtsstaatlicher Unsinn und ganz viel Emotionen. Polizeiliche Ermittlungsarbeit sieht leider anders aus.
Wenn ich Polizist wäre oder sogar sächsischer Innenminister ich würde mich ganz schnell von dieser Folge "Soko Leipzig" distanzieren.
Es tut mir leid das sagen zu müssen, jedenfalls habe ich in einem deutschen Kriminalfilm noch nie soviel Bullshit gesehen. Aber vielleicht will uns ja das ZDF nur langsam darauf vorbereiten, das die Rechtstaatlichkeit
in Deutschland so langsam abgeschafft wird! Zumindest bei Entführungsfällen.
Neukunde

Re: ZDF - Bullshit in der Krimiserie "Soko Leipzig"

Beitrag von Neukunde »

Am ZDF ist an und für sich interessant, dass dem Publikum möglicherweise eigene Ideen über Verbrechen und Verbrechensbekämpfung präsentiert werden. Keine Lust auf Recherche? Die Kollegen vom Ersten haben es getan.

https://www.youtube.com/watch?v=mUeMfxsEwdo
Neukunde

Re: ZDF - Bullshit in der Krimiserie "Soko Leipzig"

Beitrag von Neukunde »

Die involvierte Produktionsfirma "UFAFICTION" schrieb:

Jörg Winger, Produzent:
„Wir sind sehr glücklich, dass sich unsere Entscheidung, unsere Charaktere in längeren Bögen und auch radikaler zu erzählen, sich in den Zuschauerzahlen und auch in den Gesprächen über unsere Serie bemerkbar macht“.

Die Qualität der Produktion, aber auch das figurenbetonte und horizontale Erzählen relevanter Geschichten, das man meist nur von US-Serien kennt, macht SOKO LEIPZIG zu einer Innovation auf dem deutschen Markt und zieht Woche für Woche Millionen Zuschauer in seinen Bann. Zum ersten Mal seit dem 12-jährigen Bestehen der SOKO LEIPZIG konnte in der Prime Time in drei aufeinanderfolgenden Wochen der Tagessieg erreicht werden. Es gibt derzeit keine andere klassische Drama-Serie in der Prime Time, die über zwanzig Folgen pro Staffel produziert.
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Maren
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Beitrag von Maren »

Genrevielfalt als Kernaufgabe? Das ZDF zeigte letztes Jahr 437 Krimis

Die Zahlen haben es in sich: "137-mal sendete die Mainzer Anstalt im Jahr 2015 um 20.15 Uhr Kriminalfilme". und "außerhalb" der sogenannten "besten Sendezeit" habe das ZDF im selben Zeitraum. "437 Kriminalfilme erstgesendet"

Die ZDF-Verantwortlichen wissen, dass die Zuschauer vor allem bei Krimis einschalten - und bedienen die Nachfrage in immenser Schlagzahl. Mehr als 400 Krimis wurden alleine 2015 erstausgestrahlt. Die wahre Krimi-Dosis liegt aber um ein Vielfaches höher. So wurden 2015 alleine 1252 "SOKO"-Folgen ausgestrahlt, die "Rosenheim-Cops" ermittelten in mehr als 300 Folgen, wie eine DWDL.de-Auswertung ergab. Dazu addiert werden noch 341 weitere "SOKO"-Episoden, die auf dem Schwestersender ZDFneo gezeigt wurden, der sich auch mehr und mehr zum Krimi-Sender entwickelt.
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