Kultursender Arte hat versagt
Der von Arte zurückgehaltene
Film über Antisemitismus ist sehenswert. Der Kultursender hätte ihn zeigen sollen, auch wenn die Filmautoren vom ursprünglichen Auftrag abgewichen sind.
Filmemacher Joachim Schröder wehrt sich gegen Arte und WDR
Der Produzent der umstrittenen
Antisemitismus-Doku "Auserwählt und ausgegrenzt" erhebt schwere Vorwürfe gegen Arte und den WDR. Auf "Bild.de" war sie kurzzeitig zu sehen.
TV-Dokumentation zu Antisemitismus: Mit Elan ins Minenfeld
Übten Arte und WDR Zensur, als sie entschieden, eine
Dokumentation über Antisemitismus nicht auszustrahlen? Kaum - der Film hat schlicht handwerkliche Mängel. Die Lösung von Bild.de, ihn unfertig doch zu zeigen, ist keine.
Warum genau konnten die öffentlich-rechtlichen Sender
diese kritische Einordnung eigentlich nicht selbst vornehmen und die Doku zeigen? Spätestens, als der Streit über die Ausstrahlung eskalierte und dadurch befeuerte überragende öffentliche Interesse an dem Film gegeben war, hätten sie das tun sollen. Nun müssen Arte und WDR mit den nachhallenden Vorwürfen von Zensur und Bevormundung leben, während andere im Netz für ihren mutigen Journalismus gefeiert werden.
Arte und WDR wollen nicht gegen "Bild"-Veröffentlichung klagen
Die Filmemacher scheuen sich in der Dokumentation nicht, Unterstützer von Israel-Boykotte-Kampagnen zu kritisieren. Sie zeigen unter anderem auch auf, dass
antisemitische Demonstrationen in Berlin und Paris oder Anschläge auf Synagogen nicht verstanden werden können, wenn man nicht auch den Hintergrund, also die Auseinandersetzungen in Gaza und im Westjordanland, thematisiert. Arte hatte jedoch gefordert, in der Doku den Antisemitismus in europäischen Ländern vorzuführen, nicht im nahen Osten.
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Hinweis I: Viel brisanter ist der Hintergrund der ganzen Geschichte mit BILD ist, dass eine durch den senderverantwortlichen Redakteur angenommene Produktion von Arte zurückgewiesen werden kann. Es liegt an einer Regel, die von der ARTE-Programmkonferenz vor 3 Jahren aufgesetzt wurde:
Jede Veränderung am Konzept eines Films, seien es die Protagonisten, der Stab oder gar weitere inhaltliche Aspekte oder Nebenstränge müssen von der zentralen Programmkonferenz neu abgenommen werden. Das heißt auch, dass jeder Film von Arte zurückgewiesen werden kann, der nicht exakt dem eingereichten Konzept entspricht. Damit gibt es bei der Produktion von Dokumentationen und Dokumentarfilmen eine grundsätzliche finanzielle Unsicherheit, ob Arte als Partner mit finanziert oder sich mitten in der Produktion verabschiedet.
Mit der Entscheidung, diesen Film bei Arte nicht anzunehmen und dies mit dem veränderten filmischen Konzept im Kontrast zum eingereichten Konzept zu begründen, wurde das erste(¿) Exempel statuiert.
Hinweis II: Inwieweit handelt es sich noch um einen Dokumentarfilm, wenn ein Konzept 1:1 umgesetzt und jede Änderung bestätigt werden muss. Ist dies nicht eine neue Form von scripted Relality?