WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

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Maren
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WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

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Westdeutscher Rundfunk Köln
Anstalt des öffentlichen Rechts
Herrn Tom Burow persönlich
Appellhofplatz 1
50667 Köln


Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“ wegen Verstoßes gegen § 4 Absatz 4 WDR-Gesetz und wegen einer falschen historisch-geografischen Zuordnung

Wiederholungssendung am 18. Februar 2023
Erstausstrahlung am 5. Dezember 2022 von Thomas Welling, Asadeh Karimi-Starke, Sarah Schultes, Natascha Breuers, Simone Höft
Quelle: https://www.kika.de/wissen-macht-ah/wissen-macht-ah-120

Thema: Warum gendern wir?

Sehr geehrter Herr Burow,

Wissen macht Ah! ist eine deutsche Fernsehsendung des WDR. Die deutsche Erstausstrahlung erfolgte am 21. April 2001 im Ersten und gleichzeitig bei KiKA. Das 25-minütige moderierte Wissensmagazin wird regelmäßig ausgestrahlt und richtet sich vorrangig an Kinder ab etwa acht Jahren.

Dies stellt einen besonderen hohen Anspruch, das Sendeformat mit seinen Inhalten kindgerecht und im Sinne des Jugendschutzgesetzes zu gestalten. Als dreifacher Familienvater hatte ich bisher auch immer ein unbeschwertes gutes Gefühl, diese Sendung meinen Kindern angedeihen zu lassen.

Das war insbesondere bei meinem ersten Sohn, der dieses Jahr 18 wird, vor 10 Jahren bedenkenlos gegeben.
Leider kann ich diese Unbefangenheit im Umgang mit dieser Sendung bei meinen beiden 4- und 8-jährigen Kindern gegenwärtig so leider nicht mehr erkennen. Die am 18. Februar 2023 erneut ausgestrahlte Sendung „Wissen macht ah!“ hat mir das auf schmerzliche Weise aufgezeigt und das, obwohl der KiKA, bei dem dieses Format auch regelmäßig ausgestrahlt wird, seinen Programmauftrag wie folgt beschreibt:

„KiKA als öffentlich-rechtliches Kinderangebot soll informieren, bilden, beraten, unterhalten und dabei den besonderen Bedürfnissen von Kindern im Alter von drei bis 13 Jahren gerecht werden. Der Programmauftrag ist für uns mehr als eine Verpflichtung zu hochwertigen und ausgewogenen Angeboten. Kein anderer Kindersender in Deutschland bietet eine solche Themenvielfalt, um den jungen Zuschauern eine Auseinandersetzung mit Alltagssituationen und verschiedenen Lebenswelten zu ermöglichen.“

Da die Bedürfnisse von Heranwachsenden entsprechend ihres Entwicklungsstandes sehr unterschiedlich sind, widmet KiKA seine besondere Aufmerksamkeit sowohl Klein- und Vorschulkindern, Grundschulkindern als auch Preteens. Auf sie abgestimmt bietet KiKA auf unterschiedlichen Ausspielwegen - im Fernsehen und im Internet - interaktive, informative und innovative Inhalte.

Der Kinderkanal von ARD und ZDF bildet die Lebenswirklichkeiten der Kinder ab, thematisiert ihre Probleme. Der Sender bietet ihnen Denkanstöße und Lösungsmöglichkeiten zur Konfliktbewältigung. Dabei bezieht KiKA die jungen Zuschauer in sein Programm mit ein und kommt den Kindern so in besonderer Weise entgegen.
So nimmt er auch einen Spitzenplatz im Beliebtheitsranking deutscher Kindersender ein! Für 72 Prozent der Vorschulkinder gehört KiKA nach Angaben der Mütter zu den wichtigsten Sendern im Kinderfernsehen. Für 25 Prozent der Sechs- bis 13-jährigen ist KiKA der absolute Lieblingssender.


Insbesondere vor diesem Hintergrund obliegt den Programmverantwortlichen demnach eine ganz besonders hohe Verantwortung, tangiert der vorliegende von mir kritisiere Sachverhalt nicht nur den Programmauftrag, sondern auch die Vorschriften des Jugendschutzgesetzes (§ 10a Ziffer 1).

In der streitgegenständlichen Sendung kommt es ab Minute 12:50 bei dem Thema „Warum gendern wir“ zu folgenden Aussagen:

Nachdem Tarkan diese Episode mit: „Warum denkt man bei Piraten immer an Männer, es gab doch auch berühmte Piratinnen.“ einleitet, wird auf eher dramaturgisch zweifelhafte Art und Weise durch Astronomin Esther (Branth) ein Genderstern am Nachthimmel entdeckt, der sich wie folgt vorstellt:

„Hey, ich bin der Gender-Stern. … Ich bin auch seit kurzem hier im Sprachkosmos.“

Im Folgenden erklärt dieser Stern, was geschlechtergerechtere Sprache bedeutet. Er führt aus, dass man damit Frauen, Männer und auch nichtbinäre Personen in den Sprachgebrauch mit einbeziehen kann. Dies war der Punkt, an dem mich meine 8-jährige Tochter fragte, was eigentlich eine nichtbinäre Person sei und das, obwohl in der Sendung versucht wurde, dies zu erklären. Dieser Beitrag führte also in meinem konkreten Fall zu mehr Verwirrung, als das es seinem ursprünglichen Ansatz, kleinen Kindern die Welt zu erklären gerecht wurde. Im Weiteren wird dann das durchaus bei sehr vielen Menschen weiterhin undogmatisch genutzte gegnerische Maskulinum als Sprachdiskriminierung dargestellt.

Das gipfelt dann sogar in der Falschbehauptung Zitat: „Aus einer Gruppe mit Astronominnen und Astronomen wird dann nur Astronomen, obwohl es vielleicht genauso viele Astronominnen und nichtbinäre Personen gibt.“ Der Satz in seiner vorgebrachten Bedeutung hätte zur Folge, dass es eine Drittelung der Gesellschaft in Männer, Frauen und nichtbinäre Personen gibt. Zumindest dann, wenn man es auf den intellektuellen Horizont der Zielgruppe 8-bis 13-jährige Kinder) herunterbricht.

Es ist daher zu unterstellen, dass diese falsche Darstellung der Geschlechterparitäten zu einer völligen Fehlbewertung und Desorientierung bei kleinen Kindern führt und somit das Schutzziel des §10 a Jugendschutzgesetz tangiert wird. Denn dieser regelt unter Ziffer 1, dass Kinder vor Medien geschützt werden müssen, die geeignet sind, die Entwicklung von Kindern oder Jugendlichen oder ihre Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit zu beeinträchtigen.

Denn laut einem Bericht des Ärzteblattes ist die Zahl der Menschen mit drittem Geschlecht geringer als angenommen. So habe eine Studie ergeben, dass bislang lediglich 20 Personen beantragt haben, ihren Geschlechtseintrag auf „divers“ ändern zu lassen (Stand Mitte April 2019). Rechne man die Zahlen auf ganz Deutschland hoch, seien es rund 150 Fälle. Eltern medizinisch intersexueller Neugeborener, die ihr Kind als „divers“ eintragen ließen, gibt es in den befragten Städten laut Umfrage bislang keine.

In Anbetracht dieser zu vernachlässigenden Zahl, stellt sich also die Frage, wieso das Thema nichtbinäre Person in einer Kindersendung überhaupt in dieser epischen und ideologisch determinieren Breite thematisiert werden muss? Auch wird bei den verschiedenen Gender-Schreibeweisen den Kindern zusätzlich noch der „Glottisschlag“ vermittelt und das vor dem Hintergrund, dass der Rat für Deutsche Rechtschreibung in seiner Empfehlung vom 26. März 2021 die Aufnahme von Asterisk („Gender-Stern“), Unterstrich („Gender-Gap“), Doppelpunkt oder anderen verkürzten Formen zur Kennzeichnung mehrgeschlechtlicher Bezeichnungen im Wortinnern in das Amtliche Regelwerk der deutschen Rechtschreibung ausdrücklich nicht empfiehlt.

Insbesondere vor dem Hintergrund, dass es sich um Heranwachsende handelt, die noch im Begriff sind, die deutsche Rechtschreibung zu erlernen, ist derlei Gender-Aktivismus aus pädagogischer Sicht eher kritisch zu sehen und für die Sprachentwicklung kontraproduktiv. Sicherlich ist es durchaus hilfreich eine gewisse Sprachsensibilität zu fördern, sofern sie die feminine und maskuline Form anbetrifft.

Eine Ausweitung auf die vernachlässigbare Entität „nonbinäre Personen“ hat aber, wie bereits oben ausführlich dargelegt, in einem Kinderprogramm nichts zu suchen. Es sei denn, man verfolgt aktivistische und damit dem WDR-Gesetz widersprechende Interessen. Im vorliegenden Fall ist daher ein Verstoß gegen § 4 Absatz 4 WDR-Gesetz insbesondere vor dem Hintergrund der besonderen Anforderungsprofils des KiKAs gegeben.

Gestatten Sie mir auch am Schluss noch eine persönliche Bemerkung. Besonders bei DDR-sozialisierten Menschen existieren empfindliche Antennen für ideologische Beeinflussung. Wenn Ideologie vor der Wissenschaftlichkeit steht, ist immer höchste Vorsicht geboten, denn meist verdrängt Ideologie Wissenschaft. Letztendlich ist dies auch in dieser Sendung passiert.

So wurde in Minute 9:20 folgende fehlerhafte geografische Angabe gemacht:

„Für diesen Traum setzten sich auch viele Studenten ein. Sie kamen zum Beispiel aus der preußischen Stadt Jena.“

Das ist falsch! Bei den Studenten handelt es sich zwar um die 1815 gegründete Jenaer Urburschenschaft und Schwarz-Rot-Gold waren ihre Farben und die Studenten trugen sie später ins ganze Land als Banner der Demokratie. (Hambacher Fest)
Aber Jena lag nie in Preußen, sondern gehörte in dieser Zeit zum Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach. Es hatte sogar die Flagge Schwarz-Grün-Gelb -so wie Bad Grund (Harz)- welche am Anfang des Beitrages auch gezeigt wurde.
Sachsen-Weimar-Eisenach war ein ernestinisches Herzogtum im heutigen Thüringen und ein Territorium des Heiligen Römischen Reiches. Die Hauptstadt war Weimar. Es entstand 1741, als das Herzogtum Sachsen-Eisenach an das Herzogtum Sachsen-Weimar fiel. 1809 wurden Sachsen-Eisenach und Sachsen-Weimar unter Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach per Verfassung auch staatsrechtlich zum Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach vereinigt, regiert vom Haus Sachsen-Weimar.

Auf dem Wiener Kongress erlangte das Herzogtum 1815 den Status eines Großherzogtums. Es wurde 1867 Bundesstaat des Norddeutschen Bundes und ab 1871 des Deutschen Reichs; ab 1903 bezeichnete es sich als Großherzogtum Sachsen.

Mit freundlichen Grüßen


Torsten Küllig
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Maren
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Re: WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

Beitrag von Maren »

Antwort vom Intendanten des WDR, Herrn Buhrow:
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Maren
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Re: WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr Buhrow,

vielen Dank für Ihr Antwortschreiben vom 24. April 2023. Auch wenn das Antwortschreiben sechs Seiten umfasst, so überzeugt es mich inhaltlich leider nicht. Auf vier Seiten wird geradezu in einer euphorisch und genderideolgiedeterminierten Sichtweise der von mir gerügte Beitrag verteidigt.

Eine kritische Selbstreflexion, hier vielleicht übers Ziel hinausgeschossen zu sein, unterbleibt aber stattdessen. Das wäre vor dem Hintergrund, dass sich der Westdeutsche Rundfunk bei der dogmatischen Etablierung der von fast drei Viertel der Deutschen abgelehnten Gendersprache als besonderer Vorreiter sieht, durchaus bemerkenswert gewesen.

Leider haben Sie diese Chance nicht genutzt.

Umso erstaunlicher ist jedoch die Antwort auf den zweiten Teil meiner Programmbeschwerde zu bewerten. Sie schreiben hinsichtlich meines Einwandes Jena war nie Bestandteil Preußens (Zitat):

„Das Filmteam hat sich im Rahmen der Recherche mit verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern u.a. der Universität Potsdam ausgetauscht und beraten: In dem Beitrag beziehen sie sich auf die Zeit nach dem Wiener Kongress. Mit dem Wiener Kongress kam es zu einer territorialen Neuordnung Europas. Davon war auch das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach betroffen – es entstand 1815 aus dem Herzogtum Sachsen-Weimar und dem Herzogtum Sachsen-Eisenach: Einerseits wurde es zu einem souveränen Mitgliedsstaat des Deutschen Bundes erklärt und gewann Gebiete dazu, andererseits musste es aber auch Gebiete abtreten. Dazu gehörte die Stadt Jena, die seit dem Mittelalter zum Herzogtum Sachsen gehörte und nach der Teilung des Herzogtums zu Sachsen-Weimar gehörte. 1815 ging Jena dann vom Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach an Preußen über und gehörte zur preußischen Provinz Sachsen. Die Autorin hat in Abstimmung mit der Universität Potsdam und unter Angabe von Quellen die Angabe, wie in dem Beitrag dargestellt, bestätigt.“ (Angeführte Quelle beschreibt dies allerdings gerade nicht!)

Erst durch eine erneute Programmbeschwerde des Herrn Dr. habil. Steffen Arndt vom Landesarchiv Thüringen wurde durch Redakteur Christoph Reyer eingeräumt, dass ich mit meinem Hinweis Recht hatte (Zitat Reyer): „Wir müssen erkennen, das (Orthographie wie Zitat) die befragten Wissenschaftler den Sachverhalt uns gegenüber offenbar nicht korrekt dargelegt haben und danken Ihnen daher, dass Sie auf diesen Umstand hingewiesen haben.“

Die Antwort von Herrn Reyer ist in zweierlei Hinsicht für mich enttäuschend.

Zum einen scheint es so zu sein, dass es erst eines habilitieren Archivrates bedarf, um den bemängelten historischen Sachverhalt offensichtlich inhaltlich seriös zu überprüfen, zum anderen subsumiert Herrn Reyer Sachverhalte, die so gar nicht geschildert worden sind.

„Im zugehörigen Bescheid hat Herr Buhrow bereits angekündigt, dass der Beitrag in Bezug auf die Aussage zur Zugehörigkeit geändert wird.“ In der mir vorliegenden Antwort wird aber nur in Aussicht gestellt, dass der Beitrag lediglich bearbeitet wird, da der Zusatz preußisch verwirrt.

Zitat: „Da die Zugehörigkeit von Jena für die Beantwortung der eigentlichen Frage nach den Farben der Deutschlandfahne aber nicht relevant ist und der Zusatz ‚preußisch‘ verwirrt, wird das Team von Wissen macht Ah! den Beitrag dahingehend bearbeiten.“

Lassen Sie mich abschließend vielleicht folgenden Wunsch formulieren:

Ich würde mich freuen, wenn die Redakteure des WDR im besonderen Fall diejenigen von Wissen mach ah! mit der gleichen Hingabe, wie sie es bei dem Thema Gendern tun, dies auch bei konkreter Recherche an den Tag legen würden. Falsche Quellen zu benennen und dann noch nicht einmal einzugestehen, dass man falsche historisch geografische Fakten benennt und dies noch auf die Mitarbeiter der Uni zu schieben, wirkt alles in allem nicht sehr professionell und führt ganz unweigerlich zu weiteren Vertrauensverlust.

Sie sollten als Intendant in Zukunft Ihre Schwerpunkte auf einer faktenbasierten Programmgestaltung legen. Als jemand, der in der DDR aufgewachsen ist, kann ich mich noch sehr lebhaft an Sendungen des DDR-Fernsehens erinnern, bei denen auch mehr die Ideologie als die Fakten im Vordergrund standen. Sie können sich sicherlich auch erinnern, was am Ende mit dem DDR-Fernsehen geschehen ist.

Können Sie mir bitte ganz konkret mitteilen, wie die streitgegenständliche Sendung bearbeitet wird?

In der Mediathek konnte ich sie nicht mehr finden?

Desweiteren würde ich den Sachverhalt gerne zur weiteren Prüfung an den WDR-Fernsehrat weiterleiten. Könnten Sie dies bitte für mich veranlassen oder muss ich dies persönlich einreichen?


Mit freundlichen Grüßen

Torsten Küllig
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Maren
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Re: WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

Beitrag von Maren »

Zur erwähnten Programmbeschwerde des Herrn Dr. habil. Steffen Arndt vom Landesarchiv Thüringen zum gleichen Thema den relevanten Auszug:

An: Intendant@WDR.DE
Betreff: Programmbeschwerde

(....) zu der Frage „Woher kommen die Farben der Deutschlandfahne‘?“.

Hierzu kann ich Folgendes erläutern:

Sie schreiben zu der im Beitrag getätigten Aussage: „….Sie kamen zum Beispiel aus der preußischen Stadt Jena“ : „Aber Jena lag nie in Preußen...“. Diese Kritik wurde nach Ihrer Beschwerde ebenfalls sorgfältig geprüft. Denn tatsächlich irritiert die Passage, da gemeinhin die Stadt Jena nicht Preußen zugeordnet wird. Das Filmteam hat sich im Rahmen der Recherche mit verschiedenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern u.a. der Universität Potsdam ausgetauscht und beraten: In dem Beitrag beziehen sie sich auf die Zeit nach dem Wiener Kongress. Mit dem Wiener Kongress kam es zu einer territorialen Neuordnung Europas. Davon war auch das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach betroffen – es entstand 1815 aus dem Herzogtum Sachsen-Weimar und dem Herzogtum Sachsen-Eisenach: Einerseits wurde es zu einem souveränen Mitgliedsstaat des Deutschen Bundes erklärt und gewann Gebiete dazu, andererseits musste es aber auch Gebiete abtreten. Dazu gehörte die Stadt Jena, die seit dem Mittelalter zum Herzogtum Sachsen gehörte und nach der Teilung des Herzogtums zu Sachsen-Weimar gehörte. 1815 ging Jena dann vom Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach an Preußen über und gehörte zur preußischen Provinz Sachsen.

Die Autorin hat in Abstimmung mit der Universität Potsdam und unter Angabe von Quellen die Angabe, wie in dem Beitrag dargestellt, bestätigt.

Schon ein einfacher Blick in einen historischen Schulatlas oder in das Internet hätte gezeigt, daß Jena stets zum Herzogtum bzw. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach gehörte. (s. Anhang) Dies ergibt sich auch schon daraus, daß die Thür. Staaten stets ihre Landesuniversität Jena finanzierten. Dazu schlossen Weimar und Gotha im Jahr 1817 einen Staatsvertrag ab. (s. Anhang) Dies wäre wohl kaum geschehen, wenn die Stadt Jena preußisch bzw. die Universität Jena eine preußische Universität gewesen wäre.

Vielleicht könnte man bei thür. Themen in Zukunft auch in Thüringen nachfragen, denn immerhin verfügt der Freistaat über zwei Universitäten und 6 Staatsarchive. Aber vielleicht ist die Existenz der Universität Jena in Köln schlicht noch nicht bekannt. Diese wurde ja auch erst im Jahr 1558 gegründet.

Nun könnte man ja über solche Fehler hinwegsehen, wer macht keine Fehler, aber beim WDR handelt sich um einen besonderen Fall. Der WDR behandelt ja sonst Themen aus dem woken Universum mit einer religiösen Inbrunst und gottgleichen Gewissheit, einem geradezu öffentlich-rechtlichem Unfehlbarkeitsanspruch, so daß solche Fehler natürlich besonders auffallen und diese eigentlich bei der sonst an den Tag gelegten WDR-Unfehlbarkeit längst nicht mehr auftreten dürften.

Da Kritik ja immer konstruktiv gestaltet sein, also auch der Verbesserung dienen soll, sei folgender Vorschlag unterbreitet: man könnte ja einen Teil der Pensionsrückstellungen für die Intendanten und Direktoren dazu verwenden, den Mitarbeitern des WDR einen Grundkurs in Geschichte und Geographie, speziell Mitteldeutschlands, anzubieten. Hier wären die Mittel ohne jeden Zweifel gut angelegt.

Ein weiterer, eher langfristig wirksamer Vorschlag wäre, im Foyer des WDR-Rundfunkhauses in Köln in goldenen Lettern folgende Aussage von Egon Erwin Kisch anzubringen:

„Der Reporter hat keine Tendenz, hat nicht zu rechtfertigen und hat keinen Standpunkt. Er hat unbefangen Zeuge zu sein und unbefangene Zeugenschaft zu liefern.“

Mit freundlichen Grüßen
PD Dr. habil. Steffen Arndt
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Antwort des WDR:

Von: Redakteur
An: Beschwerdeführer

Betreff: Programmbeschwerde

Sehr geehrter Herr Dr. Arndt,

vielen Dank für Ihre Email vom 26. April 2022 an Intendant Tom Buhrow, der uns als verantwortliche Redaktion für die Sendung „Wissen macht Ah!“ gebeten hat, Ihnen zu antworten.

Sie kritisieren den Beitrag „Woher kommen die Farben der Deutschlandfahne“ aus der Sendung „Wissen macht Ah! – Geschichtegeschichten“ vom 5. Dezember 2022 (KiKA) bzw. 18. Februar 2023 (Das Erste). Wie bereits Herr Küllig in seiner Programmbeschwerde merken Sie die Zuordnung der Stadt Jena zu Preußen als fehlerhaft an. Im zugehörigen Bescheid hat Herr Buhrow bereits angekündigt, dass der Beitrag in Bezug auf die Aussage zur Zugehörigkeit geändert wird. Wir müssen erkennen, das die befragten Wissenschaftler den Sachverhalt uns gegenüber offenbar nicht korrekt dargelegt haben und danken Ihnen daher, dass Sie auf diesen Umstand hingewiesen haben.

Mit freundlichen Grüßen

Redaktion
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Maren
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Re: WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

Beitrag von Maren »

Die Beschwerde wird nun vom Rundfunkrat behandelt und voraussichtlich im August beschieden.
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Maren
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Re: WDR - Programmbeschwerde zur Sendung „Wissen macht ah!“

Beitrag von Maren »

Abschließende Antwort des WDR-Rundfunkrates auf die Beschwerde:
RZ_Küllig_Endbescheid_04-09-2023.pdf
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