Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

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Maren
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Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 16863.html

Sehr geehrte Damen und Herren Rundfunkräte, sehr geehrter Herr Intendant,

eine Weltneuheit in der Fernsehnachrichten-Gestaltung ist zu verzeichnen: Die Tagesschau zeigte am denkwürdigen 9. November 2016 um 20 Uhr (Hauptausgabe, täglich ca. acht Mio. Zuschauer) nach einer knappen Wort-Meldung über den Wahlsieg des US-Republikaners Trump im ersten Filmbeitrag nicht ihn, den Gewinner –

sondern die Verliererin der Wahl, Hillary Clinton. Die durfte noch vor Auszügen aus der Rede des gewählten US-Präsidenten ihre 0815-Floskel in die deutschen Wohnzimmer sagen, dass sie dem Wahlgewinner ihre Zusammenarbeit anbiete und ihm einige Stunden zuvor gratuliert habe.

Großartig. Das gab´s ja noch nie. Zwar wird H. Clinton in den kommenden vier Jahren in allen für Deutschland wesentlichen Aspekten der US-Politik gar keine Rolle mehr spielen, D. Trump dafür umso mehr. Aber in der Tagesschau ist fast alles möglich ...

Die Gestaltung dieser TS-20-Uhr-Ausabe ist eine redaktionelle Meisterleistung, ein überzeugender Beweis für politischen Sachverstand, Gespür für das Wesentliche, stimmige Nachrichtengewichtung und angemessene Nachrichtenakzentuierung.

Was zeigt uns das? Wählen Sie bitte aus (Mehrfachankreuzen ist möglich):

Dass die Redaktion nur ihrem kriegsagitatorischen Gewohnheitstrieb „pro Clinton“ folgte?
Dass ARD-aktuell weidlich die letzte Chance nutzte, ihre Schlagseite auch in dieser Wahlberichterstattung zu beweisen?
Dass die Redaktion einen weiteren Beleg dafür geben wollte, dass unsere zwei Programmbeschwerden wegen der Clinton-Bevorzugung berechtigt waren?
Dass Dr. Gniffke derlei Fehlgriffe zwar gewohnheitsmäßig leugnet, aber trotzdem jederzeit einen Knieschuss schafft?
Oder wollte ARD-aktuell nur wieder mal den Schulterschluss mit der politischen Elite unseres Landes praktizieren?
Zeigen, dass die Tagesschau-Redaktion absichtlich ebenso vollkommen bescheuert reagiert wie unsere Berliner Politdarsteller?

Ministerin U.v.d, Leyen: „Ich bin schwer schockiert“.

Minister Steinmeier (sogar unter Verzicht auf die minimale diplomatische Höflichkeit eines Glückwunschs): "Ich will nichts schön reden. Nichts wird einfacher, vieles wird schwieriger",

Kanzlerin Merkel: Deutschland und Amerika „… durch Werte verbunden: Demokratie, Freiheit, Respekt vor dem Recht und der Würde des Menschen – unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Religion, Geschlecht, sexueller Orientierung oder politischer Einstellung. Auf der Basis dieser Werte biete ich dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, eine enge Zusammenarbeit an.“ (Die gleiche werteorientierte enge Zusammenarbeit pflegt die Kanzlerin bekanntlich mit dem türkischen Präsidenten Erdogan, aber darauf aufmerksam zu machen wäre für ARD-aktuell nicht so schicklich).

Minister Sigmar Gabriel, SPD: Populisten das Wasser abgraben, „… Trump ist auch eine Warnung an uns“.

Cem Özdemir, Parteivorsitzender, Grüne: „Ich bin schockiert“.

Dietmar Bartsch, Fraktionsvorsitzender PDL: „Ein Schwarzer Tag für die USA und für die Welt“.

K. Göring-Eckardt und A. Hofreiter, Grünen-Fraktionsvorsitzende: "... reibungslose Fortsetzung der deutsch-amerikanischen Zusammenarbeit nur schwer vorstellbar".

Begnadet, alle miteinander! Welch eine prachtvolle Demonstration demokratischen Bewusstseins, Respekts vor dem Wählerwillen, diplomatischen Geschicks und journalistischer Kompetenz. Wir gratulieren.

Und danken den Qualitätsjournalisten dafür, dass sie zuverlässig so schöne Steilvorlagen für Programmbeschwerden liefern.

Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
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Maren
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Re: Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

Beitrag von Maren »

Von: l.marmor@ndr.de
Betreff: Ihre E-Mail vom 10. November 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 10. November 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung der "Tagesschau" über die US-Wahl.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_US-Wahl_geschwärzt.pdf
(1.4 MiB) 850-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor

Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
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Maren
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Re: Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

Beitrag von Maren »

PB 10. November 2016-US-Präsidentenwahl

Sehr geehrte Damen und Herren des Rundfunkrates,

tätärä, dschingderassa bum! Anstaltsinsasse Dr. Gniffke räumt mal was ein. Zwar erst nach einem rechtfertigenden neben der Sache liegenden Wortschwall, aber immerhin, er übt sich. Dennoch stellt uns seine Stellungnahme nicht zufrieden. In Überschreitung seiner Befugnisse stellt der Anstaltsinsasse am Schluss fest, dass ein Verstoß gegen Programmrichtlinien nicht vorliege. Wir meinen: Die Frage eines Verstoßes muss vom Rundfunkrat festgestellt werden und nicht vom Vorarbeiter des Gremiums. Deshalb fordern wir eine entsprechende Prüfung.

F. Klinkhammer und V. Bräutigam
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Maren
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Re: Unangemessene Berichterstattung über die Trump-Wahl

Beitrag von Maren »

Gesendet: Mittwoch, 08. November 2017 um 09:58 Uhr
Von: gremienbuero@ndr.de
Betreff: Ihre Programmbeschwerden

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

der Rundfunkrat hat sich in seiner Sitzung am 27.10.2017 mit Ihren nachfolgend aufgeführten
Programmbeschwerden befasst:

Programmbeschwerde vom 30.10.2016 über die Meldung „Abstimmung in New York: Russland
nicht mehr in UN-Menschenrechtsrat“ in der Sendung „Tagesschau“ vom 28.10.2016

Programmbeschwerde vom 12.11.2016 über den Artikel „UN-Bericht zur Lage in Syrien:
Aleppo droht Hungerkatastrophe" vom 10.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 10.11.2016 über die Berichterstattung zur Wahl Donald Trumps
zum US-Präsidenten in der Sendung „Tagesschau“ vom 09.11.2016


Programmbeschwerde vom 14.11.2016 über die Artikel „Trump und die Medien: ‚Profiteur
einer veränderten Medienwelt‘“ vom 10.11.2016 und „Trumps Personalentscheidungen:
Einmal Establishment, einmal Brandstifter“ vom 14.11.2016 auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 12.11.2016 und 14.11.2016 (korrigierte Fassung) über den Artikel
„Verhältnis zwischen Trump und Putin: Ziemlich beste Kumpel – vielleicht“ vom 10.11.2016
auf „tagesschau.de“

Programmbeschwerde vom 27.12.2016 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über den
Konflikt in Syrien

Programmbeschwerde vom 27.12.2016 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über den
Konflikt in Syrien und darüber, Fehler nicht eingeräumt und nicht korrigiert zu haben

Programmbeschwerde vom 11.01.2017 über die Berichterstattung von ARD-aktuell über
das Dreikönigstreffen der FDP

Mit den oben aufgeführten Programmbeschwerden hatten Sie sich an den Rundfunkrat des
Norddeutschen Rundfunks gewandt und einen Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag geltend
gemacht.

Nach intensiver Diskussion, der jeweils eine ausführliche Beratung im Programmausschuss bzw.
im Rechts- und Eingabenausschuss vorausgegangen war, und sorgfältiger Prüfung der
Sachverhalte weist der Rundfunkrat Ihre Programmbeschwerden zurück. Der Rundfunkrat kann in
keinem der oben genannten Fälle einen Verstoß gegen die für den NDR geltenden Rechtsvorschriften
feststellen.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Günter Hörmann
Vorsitzender NDR Rundfunkrat
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
Gremienbüro
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Tel. (040) 4156-3506
Fax (040) 4156-3452
E-Mail: gremienbuero@ndr.de
_____________________________
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