Tagesschau.de - Reise als Vizekanzler oder Privatmann?

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Maren
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Tagesschau.de - Reise als Vizekanzler oder Privatmann?

Beitrag von Maren »

Programm-Beschwerde – Tagesschau.de

"Reise als Vizekanzler oder Privatmann? "

Stand: 29.10.2015 15:44 Uhr


Sehr geehrter Herr Marmor,

wir waren sehr überrascht über zwei Beiträge auf Tagesschau.de: Die beiden Interviews mit G. Verheugen bzw. G. Steinberg sind das ordentlichste, was Ard-aktuell seit längerer Zeit produziert hat (auch wenn wir in einigen Punkten anderer Auffassung sind). Sachlich, informativ und ohne die bekannten Hass-, Häme-, Feindbilder (in unserem Jargon HHF).

Aber, und darüber müssen wir uns erneut beschweren: Die Ausführungen des Herrn Sambale zum Russland-Besuch Siegmar Gabriels haben mit den in den Programmrichtlinien des NDR-Staatsvertrages festgelegten Grundsätzen nichts tun: Sprachlich fehlerhaft, subjektive Anmache, spekulativ, substanzlos, beleidigend und anmaßend sind Sambales Auslassungen stattdessen.

Gabriel wird dargestellt als eitler, opportunistischer, und ehrgeiziger Politiker, der versuche, an der einheitlichen Kriegsfront gegen das Putin-Übel schnöden Verrat zu üben. Vom ersten bis zum letzten Satz ein unqualifiziertes Gabriel-Bashing.

Der Sozialdemokrat und Politikwissenschaftler Prof. Dr. Thomas Meyer hat in seiner Expertise "Die Unbelangbaren" am Beispiel der miesen medialen Demontage des Kanzler-Kandidaten Peer Steinbrück die Mechanismen beschrieben, mit denen auch die Sambale-Ausfälle gegen Gabriel zu erklären sind:

"Der politische Journalismus ist durch seine Stellung im gesellschaftlichen Kommunikatiossystem unbelangbar geworden und scheint entschlossen, diese Chance nach Kräften zu nutzen. Bei einer zentralen Gruppe von Alphajournalisten (in diesem Fall wäre es Gniffke für ARD-aktuell, d.V.) ist eine Erosion essentieller professioneller Maßstäbe zu beobachten, sie agieren längst, als hätten sie ein privilegiertes politisches Mandat. ... Es kann nicht auf Dauer gut gehen, wenn ausgerechnet die einzige Gewalt, die auf alle politischen Prozesse einwirken kann, den Status der prinzipiellen Unbelangbarkeit innehat. Wer behält die Medien fortlaufend im Blick? Wer klärt uns über sie auf? Wer übt auf diese Weise Veränderungsdruck aus? Das Dilemma der Unbelangbarkeit besteht darin, dass die Übergriffe der Journalisten zwar für die ganze Gesellschaft massive Folgen haben, dass sie aber weder in der breiteren Öffentlichkeit noch in der Branche selbst zum Thema werden. Das Dilemma spitzt sich zu, wenn die selbstgefällige Neigung wächst, jede Kritik von außen als Angriff auf die Pressefreiheit zurückzuweisen und die Kritik von innen als Wichtigtuerei links liegen zu lassen."

Wir sind der Meinung, dass der Autor bei der Formulierung dieser Textpassage einige namhafte ARD-Journalisten im Auge hatte. Zu denen ist Herr Sambale zwar nicht gerade zu rechnen. Trotzdem ist sein abgründig missratener Beitrag Anlass zum Protest und zur Programmbeschwerde, schon deshalb, weil das Machwerk per Veröffentlichung auf der Seite tagesschau.de quasi noch geadelt wurde.

Wir fordern Sie deshalb auf, den Beitrag auf seine Staatsvertragskonformität zu prüfen.

Mit freundlichen Grüßen

F.Klinkhammer
V. Bräutigam
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