Panama-Papiere - Interaktive Animation - "Schweigen und Verschwörung"

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Maren
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Panama-Papiere - Interaktive Animation - "Schweigen und Verschwörung"

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde: TT 3.4.2016, Interaktive Animation, Tagesschau.de "Schweigen und Verschwörung"

Sehr geehrte Damen + Herren,

im Rahmen der Berichterstattung bei ARD-Aktuell über die Panama-Papiere fiel uns auf, dass der Name des EU-Kommissars Canete nicht erwähnt wurde, obwohl seine Ehefrau zum Kreis der Briefkästler gehörte. Auch auf der interaktiven Seite der Verwandtschaftsbeziehungen fehlt der EU-Grande.

Der Name des russischen Präsidenten Putin kam dagegen in fast allen Berichten vor (auf der interaktiven Seite ist sein Konterfei gleich zweimal zu sehen), obwohl dem "russischen Bösewicht" keine Verwicklungen vorgeworfen werden können. Schwerst verdächtig hat er sich allerdings dadurch gemacht, dass Bekannte und frühere Weggenossen von ihm die Kanzlei "Mossack Fonseca" für eigene Interessen möglicherweise mit Millonenbeträgen eingeschaltet hatten. Das reichte aus, um bei den "Tagesthemen" am 3.4.16 der unnachahmlich-manipulativen Gniffke-Putin-Beissreflex auszulösen: "Handelt es sich womöglich um Putins Vermögen?". Scheinheilig der Nachsatz: "Den Beweis dafür gibt es nicht."

Beim EU-Granden Canete und seine Ehefrau hören wir dagegen nichts. Im Gegensatz zu Putin wird hier zunächst wohl die Unschuldsvermutung und die Eigenschaft als "Nichtrusse" maßgeblich sein. Das gängige Gniffke-Doppelformat.

Erwähnt wird in dem TS.de-Beitrag hinter Putin und anderen Prominenten – ganz nebenbei – ARD-aktuells Lieblingspräsident Poroschenko. Der hatte im Höhepunkt der von ihm initiierten Terroraktionen gegen seine ostukrainische Bevölkerung im Zeitpunkt brutalster Auseinandersetzungen die Panamamöglichkeiten für sich genutzt und 2014 mit der Gründung einer Offshore-Firma begonnen, um seinen Süßwarenkonzern juristisch auf die Britischen Jungferninseln zu verlegen. Beflissen, eilfertig und ohne kritische Distanz zitierte Gniffkes Redaktion die ukrainischen Behörden: "Gemäß der geltenden Gesetze gehört der Präsident nicht zur Liste der Funktionsträger, gegen die das Büro Ermittlungen aufnehmen kann".

Die Lösung für die Frage nach dieser sehr unterschiedlichen Herangehensweise lieferte ironischerweise am 4.4.2015 der NDR selbst. Für Normalhörer gut nachvollziehbar erklärte ein Reporter in einer NDR-Info-Sendung den Zusammenhang:

Über Canete sei man verstimmt in Brüssel, weil mit ihm der Ruf der EU-Kommission weiter in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Bei Poroschenko sei die Verwicklung in die Panama-Geschäfte noch aus einem anderen Grund brisant: Am 6. April findet in Holland das Referendum über das EU-Ukraine-Abkommen statt. Der Poroschenko-Vorfall sei da kein gutes Signal für ein positives Votum im Nachbarland. Eine Ablehnung wäre ein Fiasko für die EU.

In höfischer Abhängigkeit von Merkels Außenpolitik hatte Gniffke seine Aufgabe richtig verstanden und Poroschenko und Canete aus dem Schussfeld genommen und mit Putin und einer unbewiesenen Vermutung durch TT die alte Leier aufgelegt.

Damit liegen folgende Verstöße nach dem NDR-Staatsvertrag vor: Fehlende Objektivität, verzerrende Darstellung, Meinungsmanipulation und Verstoß gegen den Grundsatz der Völkerverständigung. Wir fordern Sie zur Prüfung auf.


Mit höflichem Gruß
F. Klinkhammer + V. Bräutigam
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Maren
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Re: Panama-Papiere - Interaktive Animation - "Schweigen und Verschwörung

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre E-Mail vom 5. April 2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

in Ihrer E-Mail vom 5. April 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung über die "PanamaPapers".

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_Panama_geschwärzt.pdf
(1.91 MiB) 795-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
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Maren
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Re: Panama-Papiere - Interaktive Animation - "Schweigen und Verschwörung

Beitrag von Maren »

Programmbeschwerde vom 5.4.2016

Stellungnahme des NDR vom 26.4.2016

Unsere Erwiderung:

In dem „Tagesthemen“-Beitrag über die „PanamaPapers“ taucht der Name des spanischen EU-Kommissars Miguel Arias Cafiete nicht auf. Die für den Beitrag verantwortliche NDR- Redaktion erklärt dazu: „Im Fall Cafiete gibt es keine Verdachtsmomente, dass es sich um sein Vermögen statt um das seiner Frau handelt.“

Eine stimmige Begründung: Bei Putin gab es allerdings ebenfalls keine Verdachtsmomente, aber bei ihm wurde locker drauflos spekuliert.

Was ARD-aktuell damit demonstriert: EU-Kommissar Cafiete gehört zu den "Guten", weil er ein Repräsentant des Westens ist. Für ihn gilt die Unschuldsvermutung. Putin dagegen gehört zu den "Bösen", über den kann man so schändlich andeutend schreiben, wie man will.

NDR-Info hatte korrekt dargestellt: Über Cafiete sei man verstimmt in Brüssel, weil mit ihm der Ruf der EU-Kommission weiter in Mitleidenschaft gezogen werden könnte. Dr. Gniffke wusste das und verschwieg deshalb den Namen Cafietes in der ihm eigenen Regierungsfrömmigkeit.

Die Hinweise auf Poroschenko sind Alibi-Ausführungen. Lielischkies hat nachts berichtet und damit kaum Zuschauer erreicht. Die Darstellung der Verwicklung Poroschenkos erscheint dabei mehr als verharmlosend, entsprechend der gängigen Ukraine-Kost. In den anderen Beiträgen erschien Poroschenko ebenfalls nur ganz nebenbei. Insoweit ist die Stellungnahme auch hier falsch.

Die Erklärung dafür liegt auf der Hand. NDR-Info hatte sie korrekt benannt: Bei Poroschenko sei die Verwicklung in die Panama-Geschäfte noch aus einem anderen Grund brisant: Am 6. April finde in Holland das Referendum über das EU-Ukraine-Abkommen statt. Der Poroschenko-Vorfall sei da kein gutes Signal für ein positives Votum im Nachbarland. Eine Ablehnung wäre ein Fiasko für die EU. Das war der Grund, weshalb die Redaktion ARD-aktuell den Poroschenko so überaus zuvorkommend behandelte.

Insgesamt: Die Berichterstattung ist einseitig, regierungshörig und propagandaorientiert.

Da die Stellungnahme (nicht nur) in unseren Augen - wie die meisten Stellungnahmen aus dem Hause Gniffke - eine Zumutung ist, muss nun der Rundfunkrat sich mit der Angelegenheit befassen.

F.Klinkhammer/ V. Bräutigam
3.5.2016
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