Serdar Somuncu, der WDR und eine neue Diskussion um Zensur und Satirefreiheit.TS: Zu den Zensur-Vorwürfen des Comedians sagte
WDR-Sprecherin Ingrid Schmitzdem Tagesspiegel: „Im WDR gibt es keine Zensur. Genauso wenig wie in anderen Sendern oder Zeitungen unseres Landes. Es gibt redaktionelle Abnahmen nach unseren Programmgrundsätzen. Wer das als Zensur bezeichnet, setzt unsere Medienlandschaft mit derer totalitärer Staaten gleich.“
Meedia: Den Vorwurf, dass Sender ihn und
seine Programme zensieren, erhebt Somuncu regelmäßig. Im Sommer vergangenen Jahres wiederholte er Aussagen aus der Podiumsdiskussion der Körber Stiftung und beklagte in einem Interview, dass Redakteure „oft nachträglich aus Ängstlichkeit und vorauseilendem Gehorsam“ Sequenzen seiner Auftritte herausschneiden würden. „In meinen 30 Jahren als Satiriker ist noch so gut wie keiner meiner Beiträge zu 100 Prozent erschienen.“ Vergangene Woche wiederholte der Kabarettist seine Vorwürfe und attackierte das Schweizer Fernsehen (SRF), das einige Auftritte eines Comedy-Festivals zeigte, auf dem Somuncu ebenfalls aufgetreten war. Seinen Auftritt habe das SRF bewusst nicht gezeigt, weil er zuvor Schweizer als „aufrichtige Nazis“ bezeichnet habe, so sein Vorwurf. Der Sender beteuerte, den Auftritt Somuncus wie auch Auftritte anderer Künstler aus zeitlichen Gründen nicht gezeigt zu haben.
Seinem konkreten Zensur-Ärger über den WDR lag ein
Auftritt in „Pussy Terror“, der Show mit Carolin Kebekus, zugrunde. Wie branchenintern zu hören ist, habe die WDR-Redakteurin das circa fünfminütige Stand-up mit Somuncu auf eine Minute gekürzt. Darauf hätte Somuncu ganz auf seine Mitwirkung verzichtet. Das hätte die Redakteurin nicht akzeptiert und darauf bestanden, das aus Sicht des Künstlers verstümmelte Werk zu senden. Was ist das? Zensur? Korrektes Verhalten einer Redaktion?
Berliner Zeitung: Als
„Arschlöcher“ sollte man diejenigen, die man kritisiert, dennoch nicht bezeichnen. Vor allem war es die falsche Wortwahl, von „der Keimzelle des Faschismus“ zu sprechen. Faschismus ist ein historisch eindeutig belegter Begriff, und auch wenn vielleicht vieles in der Zusammenarbeit mit dem WDR falsch gelaufen ist, sollte man niemanden in einen Topf mit Diktatoren wie Mussolini oder Hitler werfen. Mit solchen Äußerungen schadet Somuncu seinem berechtigten Anliegen, eine inhaltliche Diskussion über die Zusammenarbeit von Redaktionen und Künstlern anzustoßen.
FAZ: Die
Körber-Stiftung zieht ihre eigenen Schlüsse: Das Video der Diskussion wurde mittlerweile so bearbeitet, dass die beleidigenden Stellen nicht mehr zu hören sind. Somuncu wird sich darin bestätigt sehen, er werde von öffentlich-rechtlichen Sendern zensiert.
SZ: Somuncu hatte auf Facebook auf den
drohenden Rechtsstreit aufmerksam gemacht, er reagierte in einem Post am Montag dann aber angefasst. "Der WDR macht da weiter, wo er immer war", schreibt er. Außerdem hat der Kabarettist sein Profil mit einem "Zensiert"-Stempel versehen.