Redaktionsausschuss des NDR befragt Chefredakteur Dr. Gniffke zum Auftritt bei der AfD

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Maren
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Redaktionsausschuss des NDR befragt Chefredakteur Dr. Gniffke zum Auftritt bei der AfD

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Auch der Redaktionsausschuss des NDR hatte intensiv über die Veranstaltung und den Auftritt des Chefredakteurs von ARD-aktuell diskutiert. Auf Unverständnis stieß insbesondere die Äußerung Gniffkes, er zahle den Rundfunkbeitrag auch nicht unbedingt nicht gerne, was vom Ausschuss als Geringschätzung der Arbeit aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gewertet wurde.

Was sagt Kai Gniffke dazu? Und wie bewertet er die Veranstaltung? Der Redaktionsausschuss hat nachgefragt:

Die Veranstaltung hat auf Einladung der AfD mit vielen Sympathisanten der Partei im Publikum stattgefunden. War dieser Rahmen für Sie im Nachhinein angemessen? Mit welcher Begründung?

Ja, denn ich halte es für wichtig, dass der Dialog zwischen Medienhäusern und ihren Kritikerinnen und Kritikern nicht abreißt. Sicher werden wir jetzt nicht an jeder Parteiveranstaltung teilnehmen. Aber eine Diskussion mit einer populistischen Gruppierung in Dresden hat eine hohe Symbolkraft. Und wenn von der AfD ein Dialogangebot kommt, sollten wir das meiner Meinung nach nicht ausschlagen.

Würden Sie diesen Rahmen zukünftig noch einmal wählen? Warum? Welche Alternative hielten Sie ggf. für sinnvoller?

Hätte ich heute die Entscheidung noch einmal zu fällen, würde ich wieder hingehen.

Auf der Veranstaltung haben Sie eingeräumt, den Rundfunkbeitrag nicht gern zu zahlen. Wie sollen wir diese Äußerung verstehen?

Diese Äußerung war Mist, und ich würde sie so nicht noch einmal machen. Sinngemäß meinte ich, dass ich nicht gerne Geld ausgebe, aber das hätte ich anders ausdrücken müssen.

Wir empfinden Ihre Äußerung, den Rundfunkbeitrag nicht gern zu zahlen, dennoch als Geringschätzung unserer Arbeit. Für uns impliziert sie, dass es offenbar keine oder nur wenige öffentlich-rechtlichen Angebote gibt, die Sie gerne nutzen und für die Sie auch gerne zahlen. Wie begegnen Sie dieser Kritik?

Wenn ich die Arbeit von Journalistinnen und Journalisten geringschätzen würde, wäre ich selbst besser nicht Journalist geworden. Der Kritik begegne ich mit meiner Antwort auf die vorhergehende Frage.

Der NDR und andere öffentlich-rechtliche Sender unternehmen derzeit große Anstrengungen, für mehr Akzeptanz und Transparenz zu werben. Inwiefern verstehen Sie sich auch als „Multiplikator“, diese Anstrengungen zu unterstützen?

Ich habe meine Teilnahme an der Diskussion in Dresden exakt in diesem Sinne verstanden, nämlich für Akzeptanz und Transparenz zu werben. Natürlich bin ich mit allem, was ich tue, Multiplikator für die öffentlich-rechtliche Sache. Das gilt für unseren Dialog mit dem Publikum in Sozialen Medien, für „Sag‘s mir ins Gesicht“, für das Tagesschau-Blog, für die Veranstaltungsreihe „Tagesschau on Tour“, für das Tagesschau-Schulprojekt in Mecklenburg-Vorpommern, aber vor allem für das, was wir jeden Tag tun: den Menschen ein verlässlicher Partner für Qualitätsnachrichten auf allen Plattformen zu sein.

Wie wollen Sie konkret in Zukunft diese Unterstützung leisten?

Vor allem mit bestmöglichem Journalismus, und das Tag für Tag, 24/7. Darüber hinaus mit den Aktivitäten, die ich oben beispielhaft angeführt habe. Hier sind Mitstreiter herzlich willkommen.

Auf der Veranstaltung haben Sie die Berichterstattung von ARD-aktuell über Pegida als teilweise unglücklich bezeichnet. Wie meinten Sie das konkret?

Wenn wir ehrlich sind, hat man unserer Pegida-Berichterstattung im Jahr 2014 angemerkt, dass uns diese Bewegung nicht gefällt. Mindestens zwischen den Zeilen hat das Publikum gespürt, dass wir ihm eine bestimmte Sichtweise nahelegen. Das finde ich journalistisch bedenklich. Heute sind wir weiter. Wir können über demokratiefeindliche Strömungen und Ereignisse ohne erhobenen Zeigefinger berichten. Das ist nicht unkritisch, aber journalistisch unangreifbar. Darauf kommt es an.

Quelle: Intranet NDR – Der Originalbericht liegt uns vor.
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