ARD-Teletext "Medwedjew warnt vor Bodentruppen" und ZDF-Teletext "Rotes Kreuz: 50.000 Menschen vor Kämpfen geflohen"
Verfasst: 12. Februar 2016, 17:12
Sehr geehrte Damen und Herren,
Ich habe nun schon mehrfach in letzter Zeit betreff der causa Syrien Ihren beiden Redaktionen, die Teil des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind, Schreiben zukommen lassen. Ich muss bei Ihnen, der Redaktion des ARD, dahingehend anerkennen, dass Sie eine sehr richtige Aussage des russischen Ministerpräsidenten zitieren: In Syrien sollte eher zum Verhandlungstisch geschritten werden, als ein neuer Weltkrieg riskiert werden, geben Sie seinen Wortlaut sinngemäß wieder, womit er auf das Säbelrasseln seitens Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE, sowie Bahrains verweist, eben so eine Eskalation mittels Entsendung von Bodentruppen "gegen den Islamischen Staat" nach Syrien leichtfertig zu provozieren. Eine Entsendung, die geradezu selbstverständlich auf eine Absprache mit der Regierung in Damaskus verzichtet. Dass gerade besagte Monarchien südlich des persischen Golfs sich damit erneut in Syrien als Brandstifter erweisen, ist ein Umstand, der sich nicht mehr leugnen lässt.
Im gleichen Teletext-Eintrag geben Sie, die Redaktion des ARD, die Entwicklung nördlich der Stadt Aleppo - die Stadt ist namensgebend für die Provinz, der sie zugeordnet ist - wie folgt wieder: Die Armee sei auf dem "Vormarsch auf Aleppo" und werde gegen "Gegner des Assad-Regimes" durch die russische Luftwaffe unterstützt.
Sie unterlassen hier einerseits die Klarstellung, ob sie die Provinz oder die Stadt Aleppo meinen. In beiden Fällen ist es eine sehr fahrlässige und ungenaue Formulierung dahingehend, dass die syrische Armee bereits seit Jahren den westlichen Teil Aleppos sowie Gebiete um die Stadt herum hält.
"Vormarsch" suggeriert hingegen, dass die syrische Armee jetzt zum ersten Mal seit langem wieder Fuß setzen würde in der Provinz oder der Stadt. Einer ihrer Reporter, Thomas Aders, konnte bereits im Sommer letzten Jahres sich vor Ort davon überzeugen, dass die syrische Armee nach wie vor in der Stadt Aleppo präsent ist - und nicht nur diese ist im besagten Westteil zu finden, sondern auch zivile Einwohner: https://www.tagesschau.de/ausland/allta ... o-101.html
Die US-amerikanische CNN hatte vor kurzem erst, am 9.2. diesen Jahres, einen Kurzbericht aus diesem von der Regierung kontrollierten Westen der Stadt Aleppo ausgestrahlt, wo klar zu sehen ist, dass dort noch ein reges Stadtleben, trotz widriger Umstände, stattfindet: https://www.youtube.com/watch?v=8cl6-DF0wVo
Die Stimmen, die von Einwohnern dort zu hören sind, sollten auch Sie, die Redaktion der ARD, in Ihrer Berichterstattung zur Kenntnis nehmen und in diese einfließen lassen. Genauso sollten Sie nicht unterschlagen, dass die Offensive der Armee nördlich von Aleppo-Stadt in den lange Jahre belagerten Orten Nubl und al-Zahraa als Befreiung wahrgenommen wurde. Genauso sollten Sie aufhören zu beschweigen, dass die mehrheitlich kurdischen Kräfte des Kantons Afrin momentan ebenso gegen die "Gegner des Assad-Regimes" zwischen türkischer Grenze, dem Ort Azaz und der durch die Regierungsoffensive geschaffenen Landbrücke zu Nubl und al-Zahraa vorrücken. Unterschlagen sollten Sie auch nicht, dass zu den "Gegnern des Assad-Regimes" in Aleppo-Stadt und Umgebung, nördlich davon ebenso, mehrheitlich islamistische Gruppierungen gehören, darunter Jabhat al-Nusra, welche international als terroristische Vereinigung anerkannt ist und deren Bekämpfung als legitim auch vom UN-Sicherheitsrat erachtet wird.
Bei der Pressekonferenz gestern Abend von John Kerry, Sergej Lawrow und Staffan Di Mistura in München betonte selbst Kerry erneut, dass auch im Falle eines landesweiten Waffenstillstands Jabhat al-Nusra und "andere terroristische Gruppen" nicht Teil einer solchen Waffenruhe wären. Da die diversen Gruppierungen, in welchen die "Gegner des Assad-Regimes" organisiert sind, direkt mit besagter Jabhat al-Nusra auch jetzt noch kooperieren, dürfte dies ein recht eindeutiger Hinweis darauf sein, dass man durchaus willens ist auch von amerikanischer Seite her die Liste der international als Terrororganisationen in Syrien operierenden Gruppierungen zu erweitern.
Es ist höchste Zeit, dass Sie in Ihrer Berichterstattung anerkennen, welcher Art die "Gegner des Assad-Regimes" nicht erst seit Kurzem, sondern seit Jahren bereits sind.
Dieselbe Sorgfalt bei der Berichterstattung fordere ich auch von Ihnen, der Redaktion des ZDF, ein. Sie beziehen sich bei der Zitierung des Berichts des Roten Kreuzes auf die Stadt Aleppo, was angesichts des Schwerpunkts der Kämpfe nördlich dieser schwerlich zutreffen kann. Auch Sie unterschlagen, dass Aleppo-Stadt teils auch von der syrischen Regierung kontrolliert wird. Die Frage wäre ebenso zu klären, wie groß die derzeitige Bevölkerung innerhalb des West- und Ost-Teils der Stadt genau ist.
Eine umsichtigere Berichterstattung zur Thematik in Syrien seitens Ihrer beiden Redaktionen würde ich sehr begrüßen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Mit freundlichen Grüßen,
XXXXXXXX
Ich habe nun schon mehrfach in letzter Zeit betreff der causa Syrien Ihren beiden Redaktionen, die Teil des öffentlich-rechtlichen Fernsehens sind, Schreiben zukommen lassen. Ich muss bei Ihnen, der Redaktion des ARD, dahingehend anerkennen, dass Sie eine sehr richtige Aussage des russischen Ministerpräsidenten zitieren: In Syrien sollte eher zum Verhandlungstisch geschritten werden, als ein neuer Weltkrieg riskiert werden, geben Sie seinen Wortlaut sinngemäß wieder, womit er auf das Säbelrasseln seitens Saudi-Arabiens und der Vereinigten Arabischen Emirate, kurz VAE, sowie Bahrains verweist, eben so eine Eskalation mittels Entsendung von Bodentruppen "gegen den Islamischen Staat" nach Syrien leichtfertig zu provozieren. Eine Entsendung, die geradezu selbstverständlich auf eine Absprache mit der Regierung in Damaskus verzichtet. Dass gerade besagte Monarchien südlich des persischen Golfs sich damit erneut in Syrien als Brandstifter erweisen, ist ein Umstand, der sich nicht mehr leugnen lässt.
Im gleichen Teletext-Eintrag geben Sie, die Redaktion des ARD, die Entwicklung nördlich der Stadt Aleppo - die Stadt ist namensgebend für die Provinz, der sie zugeordnet ist - wie folgt wieder: Die Armee sei auf dem "Vormarsch auf Aleppo" und werde gegen "Gegner des Assad-Regimes" durch die russische Luftwaffe unterstützt.
Sie unterlassen hier einerseits die Klarstellung, ob sie die Provinz oder die Stadt Aleppo meinen. In beiden Fällen ist es eine sehr fahrlässige und ungenaue Formulierung dahingehend, dass die syrische Armee bereits seit Jahren den westlichen Teil Aleppos sowie Gebiete um die Stadt herum hält.
"Vormarsch" suggeriert hingegen, dass die syrische Armee jetzt zum ersten Mal seit langem wieder Fuß setzen würde in der Provinz oder der Stadt. Einer ihrer Reporter, Thomas Aders, konnte bereits im Sommer letzten Jahres sich vor Ort davon überzeugen, dass die syrische Armee nach wie vor in der Stadt Aleppo präsent ist - und nicht nur diese ist im besagten Westteil zu finden, sondern auch zivile Einwohner: https://www.tagesschau.de/ausland/allta ... o-101.html
Die US-amerikanische CNN hatte vor kurzem erst, am 9.2. diesen Jahres, einen Kurzbericht aus diesem von der Regierung kontrollierten Westen der Stadt Aleppo ausgestrahlt, wo klar zu sehen ist, dass dort noch ein reges Stadtleben, trotz widriger Umstände, stattfindet: https://www.youtube.com/watch?v=8cl6-DF0wVo
Die Stimmen, die von Einwohnern dort zu hören sind, sollten auch Sie, die Redaktion der ARD, in Ihrer Berichterstattung zur Kenntnis nehmen und in diese einfließen lassen. Genauso sollten Sie nicht unterschlagen, dass die Offensive der Armee nördlich von Aleppo-Stadt in den lange Jahre belagerten Orten Nubl und al-Zahraa als Befreiung wahrgenommen wurde. Genauso sollten Sie aufhören zu beschweigen, dass die mehrheitlich kurdischen Kräfte des Kantons Afrin momentan ebenso gegen die "Gegner des Assad-Regimes" zwischen türkischer Grenze, dem Ort Azaz und der durch die Regierungsoffensive geschaffenen Landbrücke zu Nubl und al-Zahraa vorrücken. Unterschlagen sollten Sie auch nicht, dass zu den "Gegnern des Assad-Regimes" in Aleppo-Stadt und Umgebung, nördlich davon ebenso, mehrheitlich islamistische Gruppierungen gehören, darunter Jabhat al-Nusra, welche international als terroristische Vereinigung anerkannt ist und deren Bekämpfung als legitim auch vom UN-Sicherheitsrat erachtet wird.
Bei der Pressekonferenz gestern Abend von John Kerry, Sergej Lawrow und Staffan Di Mistura in München betonte selbst Kerry erneut, dass auch im Falle eines landesweiten Waffenstillstands Jabhat al-Nusra und "andere terroristische Gruppen" nicht Teil einer solchen Waffenruhe wären. Da die diversen Gruppierungen, in welchen die "Gegner des Assad-Regimes" organisiert sind, direkt mit besagter Jabhat al-Nusra auch jetzt noch kooperieren, dürfte dies ein recht eindeutiger Hinweis darauf sein, dass man durchaus willens ist auch von amerikanischer Seite her die Liste der international als Terrororganisationen in Syrien operierenden Gruppierungen zu erweitern.
Es ist höchste Zeit, dass Sie in Ihrer Berichterstattung anerkennen, welcher Art die "Gegner des Assad-Regimes" nicht erst seit Kurzem, sondern seit Jahren bereits sind.
Dieselbe Sorgfalt bei der Berichterstattung fordere ich auch von Ihnen, der Redaktion des ZDF, ein. Sie beziehen sich bei der Zitierung des Berichts des Roten Kreuzes auf die Stadt Aleppo, was angesichts des Schwerpunkts der Kämpfe nördlich dieser schwerlich zutreffen kann. Auch Sie unterschlagen, dass Aleppo-Stadt teils auch von der syrischen Regierung kontrolliert wird. Die Frage wäre ebenso zu klären, wie groß die derzeitige Bevölkerung innerhalb des West- und Ost-Teils der Stadt genau ist.
Eine umsichtigere Berichterstattung zur Thematik in Syrien seitens Ihrer beiden Redaktionen würde ich sehr begrüßen.
Ich wünsche Ihnen ein schönes Wochenende.
Mit freundlichen Grüßen,
XXXXXXXX