Zehntausende in Assads Gefängnissen
Verfasst: 25. Mai 2016, 14:15
To: gremienbuero@ndr.de
Programmbeschwerde über Tagesschau.de vom 21.5.16
"Zehntausende in Assads Gefängnissen"
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
am 21.5.2016 war auf Tagesschau.de zu lesen, in den Gefängnissen des syrischen „Regimes“ seien in den vergangenen fünf Jahren mindestens 60.000 Menschen gestorben; und, damit die Nachricht den richtigen Drive bekommt, hieß es weiter: „darunter auch Kinder“. Als Quelle wird wieder einmal die „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ genannt. Als Beleg der eigenen journalistischen Seriosität wurde – welch ein Alibi! – dann noch hinzugefügt, dass diese Quelle sich nicht unabhängig überprüfen lasse.
Mit diesem billigen Trick versucht ARD-aktuell, die Propagandaabsicht zu kaschieren, um so die unbelegte Message (Assad bringt die eigenen Leute um und macht das sogar mit Kindern) unter die deutschen Zuschauer und Zuschauerinnen zu bringen. Diese Meldung findet sich fast identisch mit rund 60000 Ergebnissen bei der Eingabe in Google. Westliche Pressefreiheit pur.
Diese Vorgehensweise ist journalistisch unvertretbar. Sie verstößt gegen das Prinzip des „audiatur et altera pars“, sie ist durch keine weitere, unabhängige Quelle bestätigt, berücksichtigt nicht, dass ein Artikel alle Seiten beleuchten soll, damit nicht weggelassene Informationen eine fundierte Meinungsbildung verhindern.
Vor drei Monaten hatte die UNO einen Bericht herausgegeben, in dem ebenfalls der Tod von Menschen in syrischen Gefängnissen beklagt wurde. Eine konkrete Zahl getöteter Gefangener konnten die Ermittler allerdings nicht nennen, wie der Präsident der Untersuchungskommission, Paulo Sérgio Pinheiro, einräumte. Er verwies darauf, dass die syrische Regierung seit Jahren die Einreise der UNO-Experten verhindere. Der Bericht stütze sich auf Befragungen von 621 Zeugen ausserhalb Syriens sowie per Telefon und auf Dokumente.
Diese Fakten sind überall zugänglich und hätten bei der Veröffentlichung der Zahlen der"Aktivisten der syrischen Beobachtungsstelle" bei "ARD-aktuell" mindestens die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Angaben der Quelle aus England aufwerfen müssen.
Diese Frage ist einfach: "Woher nimmt die Beobachtungsstelle Opferzahlen, die noch vor drei Monaten selbst bei der UNO unbekannt waren?“
Stattdessen folgte die Redaktion dem klassischen Gesetz des Boulevard: Je ungeheuerlicher der Vorwurf, desto größer das Interesse der Öffentlichkeit, gleichgültig, ob und wieweit der Vorwurf begründet ist. Das ist BILD-Zeitungs-Journalismus niederster Sorte, in anderen Worten: der letzte Dreck.
Dass ARD-aktuell selbstverständliche Fragen nicht stellt und nicht einmal versuchsweise Gegenrecherche betreibt, belegt ihren unseriösen Journalismus und ihre distanzlose Übernahme von Propaganda-Meldungen, insbesondere, wenn es um die Denunziation von vorgeblich "Bösen" geht. Ein Anruf bei der syrischen Botschaft in Berlin mit der Bitte um Stellungnahme wäre das Mindeste und Einfachste gewesen.
Wir sind mit unserer Ansicht, dass ARD-aktuell sich stattdessen ganz bewusst zum Instrument konformer Agitation und Propaganda macht, durchaus nicht allein. Albrecht Müller, vormals Leiter des Planungstabes im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt, kommentiert den Vorgang so: „...Damit ist die Hauptbotschaft (Assad bringt die eigenen Leute um) unterm Volk; zugleich wird versucht, die eigene Glaubwürdigkeit durch den Hinweis auf Fragliches bei der Quelle zu erhalten…."
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=33488
Seien Sie versichert: Mit dieser Vorgehensweise untergräbt die Redaktion ARD-aktuell systematisch die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Nachrichtenangebote.
Sie verstößt gegen die NDR-Programmrichtlinien, insbesondere gegen die Verpflichtung zur Objektivität und zur Völkerverständigung.
Mit höflichen Grüßen
F. Klinkhammer und V. Bräutigam
PS: Ceterum dicimus SOHR esse delendam
Programmbeschwerde über Tagesschau.de vom 21.5.16
"Zehntausende in Assads Gefängnissen"
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
am 21.5.2016 war auf Tagesschau.de zu lesen, in den Gefängnissen des syrischen „Regimes“ seien in den vergangenen fünf Jahren mindestens 60.000 Menschen gestorben; und, damit die Nachricht den richtigen Drive bekommt, hieß es weiter: „darunter auch Kinder“. Als Quelle wird wieder einmal die „Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte“ genannt. Als Beleg der eigenen journalistischen Seriosität wurde – welch ein Alibi! – dann noch hinzugefügt, dass diese Quelle sich nicht unabhängig überprüfen lasse.
Mit diesem billigen Trick versucht ARD-aktuell, die Propagandaabsicht zu kaschieren, um so die unbelegte Message (Assad bringt die eigenen Leute um und macht das sogar mit Kindern) unter die deutschen Zuschauer und Zuschauerinnen zu bringen. Diese Meldung findet sich fast identisch mit rund 60000 Ergebnissen bei der Eingabe in Google. Westliche Pressefreiheit pur.
Diese Vorgehensweise ist journalistisch unvertretbar. Sie verstößt gegen das Prinzip des „audiatur et altera pars“, sie ist durch keine weitere, unabhängige Quelle bestätigt, berücksichtigt nicht, dass ein Artikel alle Seiten beleuchten soll, damit nicht weggelassene Informationen eine fundierte Meinungsbildung verhindern.
Vor drei Monaten hatte die UNO einen Bericht herausgegeben, in dem ebenfalls der Tod von Menschen in syrischen Gefängnissen beklagt wurde. Eine konkrete Zahl getöteter Gefangener konnten die Ermittler allerdings nicht nennen, wie der Präsident der Untersuchungskommission, Paulo Sérgio Pinheiro, einräumte. Er verwies darauf, dass die syrische Regierung seit Jahren die Einreise der UNO-Experten verhindere. Der Bericht stütze sich auf Befragungen von 621 Zeugen ausserhalb Syriens sowie per Telefon und auf Dokumente.
Diese Fakten sind überall zugänglich und hätten bei der Veröffentlichung der Zahlen der"Aktivisten der syrischen Beobachtungsstelle" bei "ARD-aktuell" mindestens die Frage nach der Glaubwürdigkeit der Angaben der Quelle aus England aufwerfen müssen.
Diese Frage ist einfach: "Woher nimmt die Beobachtungsstelle Opferzahlen, die noch vor drei Monaten selbst bei der UNO unbekannt waren?“
Stattdessen folgte die Redaktion dem klassischen Gesetz des Boulevard: Je ungeheuerlicher der Vorwurf, desto größer das Interesse der Öffentlichkeit, gleichgültig, ob und wieweit der Vorwurf begründet ist. Das ist BILD-Zeitungs-Journalismus niederster Sorte, in anderen Worten: der letzte Dreck.
Dass ARD-aktuell selbstverständliche Fragen nicht stellt und nicht einmal versuchsweise Gegenrecherche betreibt, belegt ihren unseriösen Journalismus und ihre distanzlose Übernahme von Propaganda-Meldungen, insbesondere, wenn es um die Denunziation von vorgeblich "Bösen" geht. Ein Anruf bei der syrischen Botschaft in Berlin mit der Bitte um Stellungnahme wäre das Mindeste und Einfachste gewesen.
Wir sind mit unserer Ansicht, dass ARD-aktuell sich stattdessen ganz bewusst zum Instrument konformer Agitation und Propaganda macht, durchaus nicht allein. Albrecht Müller, vormals Leiter des Planungstabes im Bundeskanzleramt unter Willy Brandt, kommentiert den Vorgang so: „...Damit ist die Hauptbotschaft (Assad bringt die eigenen Leute um) unterm Volk; zugleich wird versucht, die eigene Glaubwürdigkeit durch den Hinweis auf Fragliches bei der Quelle zu erhalten…."
Quelle: http://www.nachdenkseiten.de/?p=33488
Seien Sie versichert: Mit dieser Vorgehensweise untergräbt die Redaktion ARD-aktuell systematisch die Glaubwürdigkeit des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Nachrichtenangebote.
Sie verstößt gegen die NDR-Programmrichtlinien, insbesondere gegen die Verpflichtung zur Objektivität und zur Völkerverständigung.
Mit höflichen Grüßen
F. Klinkhammer und V. Bräutigam
PS: Ceterum dicimus SOHR esse delendam