Eingabe zu "Ich schäme mich für Thomas Bach"
http://rio.sportschau.de/rio2016/nachri ... ng524.html
Sehr geehrter Herr Marmor,
wir erheben Beschwerde gegen den Tagesschau.de Beitrag vom 27.7.2016.
Nach den einschlägigen Vorschriften und Richtlinien ist die "Tagesschau" verpflichtet, objektiv und wahrheitsgemäß zu berichten und zwar so, dass dem Publikum eine Einordnung der Informationen möglich ist.
Diese Voraussetzungen werden in dem Beitrag nicht erfüllt.
Der Olympiasieger im Diskuswerfen Robert Harting kritisierte die Entscheidung des IOC und seines Präsidenten Thomas Bach, die Russische Mannschaft nicht vollständig von der Olympiateilnahme ausgeschlossen zu haben. Russische Athleten trotz der eindeutigen Beweise für Staatsdoping starten zu lassen, sei "einfach peinlich", wird Harting zitiert; Bach habe kurz vor Beginn der Spiele "keinerlei Interesse, den Schmerz" der sauberen Athleten "zu fühlen“. Nach der IOC-Entscheidung sei für ihn ein Stück die "Welt untergegangen. Und ich kann das eigentlich nicht verstehen." Er habe sich schon gefragt, ob Bach als IOC-Präsident "noch tragbar ist. Aber ich alleine werde da nichts verändern können." Nur eine "Allianz aus Wirtschaft, Medien und Politik" könne Bach stürzen.
ARD-aktuell hat es versäumt, die opportunistische Haltung des Goldmedalliengewinners zu beleuchten. Es wäre journalistisch zwingend notwendig gewesen, nicht nur darauf hinzuweisen, wie wohlfeil Hartungs Äußerung ist, sondern auch, welche Heuchelei und Doppelbödigkeit den Diskurs über das Doping prägen. Diskussionen, wie sie hier geführt und publiziert werden, dienen vorrangig als systematische Propagandawaffe gegen Russland. Der indirekt vermittelte Eindruck, von anderen Sportnationen werde bei Olympia kein systematisches Doping betrieben, ist nichts anderes als Zuschauertäuschung.
Harting, hatte noch im Jahr 2009 lautstark für eine eingeschränkte Freigabe von Dopingmitteln Stimmung gemacht und gleichzeitig Opfer des systematischen Dopings in der DDR verunglimpft. Die nämlich wollten während der Leichtatlethik-WM in Berlin in einer Aktion 20.000 Pappbrillen verteilen "um plakativ auf den im Verborgenen weiter stattfindenden Missbrauch verbotener Mittel aufmerksam zu machen", wie "Spiegelonline" am 18.August 2009 schreibt. Harting damals:
Ein prächtiges Sportler-Vorbild, das ARD-aktuell hier tönen lässt."Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen.“
Näheres: http://spiegelkabinett-blog.blogspot.de/
Auch ARD-aktuell erweckt mit seinem unkritisch und betont kämpferischen Beitrag den Eindruck, als sei Doping völlig aus der Welt verschwunden und nur noch im bösen Putin-Reich ein Problem.
Ausschließlich Mainstream, ohne die Fähigkeit, selbständige Positionen zu entwickeln, das ist der traurige journalistische Zustand von ARD-aktuell.
Wie es besser geht, zeigen wieder einmal andere Medien. Dort sind Töne zu hören, die sich wohltuend von der ARD-aktuell-Verlogenheit abheben.
Julius Brink, Beachvolleyball-Olympiasieger von 2012:
http://www.gmx.net/magazine/sport/olymp ... g-31795318"Es geht hier nicht nur um Russland. Ich weiß gar nicht, wie viele Leichtathleten aus den USA inzwischen im Nachhinein des Dopings überführt wurden. Justin Gatlin zum Beispiel wurde mehrfach des Dopings überführt, da können wir sicherlich noch viele andere Nationen aufführen. Da spielt die Nationalität keine Rolle"
Mit höflichem Gruß
F. Klinkhammer und V. Bräutigam