MDR - Eine halbe Nachricht ist auch eine falsche Nachricht

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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MDR - Eine halbe Nachricht ist auch eine falsche Nachricht

Beitrag von Maren »

MDR Publikumsservice
Per E-Mail: publikumsservice@mdr.de

Programmbeschwerde: Eine halbe Nachricht ist auch eine falsche Nachricht

Sehr geehrte Damen und Herren,

häufig beobachte ich in Ihrem Programm Beiträge, welche die Zuschauer bzw. Zuhörer dadurch in die Irre führen, dass im Beitrag nur die halbe Information geliefert wird, der Kontext falsch oder unvollständig ist. Abgesehen davon, dass Sie viele nachrichtenwürdige Dinge komplett unterdrücken, ist es auch wichtig, auf die Wirkung halber Nachrichten hinzuweisen. Deshalb möchte ich nachfolgend Beispiele für solche halben Nachrichten kommentieren. Übrigens gibt es in der Schule für 50% Leistung die Note 5 „ungenügend“ bzw. nicht ausreichend.

MDR aktuell 24.08.2016 zum Einmarsch türkischer Truppen in Nordsysrien

Dieser Bericht war viel zu knapp und irreführend, aus dem Zusammenhang gerissen. Z. B. teilten Sie mit, „… zur gleichen Zeit rücken kurdische Einheiten auf Dsharablus vor“. Völlig unkommentiert. Das erweckte den Eindruck, der türkische Einmarsch und das Vorrücken der Kurden seien aufeinander abgestimmt. Tatsächlich wollte die Türkei jedoch den Kurden zuvorkommen und eine weitere Ausdehnung des Kurdengebiets verhindern. Nur wenige Minuten vor Ihrer Sendung wurden die Zusammenhänge in seltener Klarheit im ZDF Heute Journal beschrieben. Auch dass der ehemalige Verbündete der Kurden, die USA, sich nun auf die Seite der Türkei stellt. Offenbar um die weitere Annäherung der Türkei an Russland zu verhindern. Dass der Einmarsch der Türkei und die Luftunterstützung durch amerikanische Kampfbomber völkerrechtswidrig sind, davon hörte man bei Ihnen und beim ZDF kein Wort.

MDR Aktuell 24.08.2016 „25 Jahre Unabhängigkeit der Ukraine“

„…Russland verstärkt seine Militärpräsenz auf der 2014 annektierten Krim.“
Sie zeigen Bilder des russischen Fernsehens von einer Übung zur schnellen Truppenverlegung auf die Krim und behaupten, Russland verstärke seine Militärpräsenz auf der Krim. Jedoch laut MDR aktuell Radio vom 21.08.2016 hat das Pentagon der ukrainischen Version widersprochen und teilte mit, es würde sich um Manöver handeln, welche jedes Jahr um diese Zeit in Russland abgehalten werden.
Was Sie sowieso immer unterschlagen: Auf der Krim hat eine Volksabstimmung stattgefunden, bei der mehr als 90% der Bürger für einen Anschluss an Russland gestimmt haben. Durchaus völkerrechtskonform hat die Bevölkerung der Krim von Ihrem Recht auf Selbstbestimmung Gebrauch gemacht. Das einzige Recht, wogegen dies verstoßen hatte, war die ukrainische Verfassung. Ohne die gewaltfreie Blockade ukrainischer Militärkasernen durch russische Truppen wäre diese Volksabstimmung nicht möglich gewesen und es wäre auf der Krim zur gleichen Situation wie in der Ostukraine gekommen.

Zur Ostukraine teilten Sie mit, dass dort beide Seiten nach wie vor aufeinander schießen. Ross und Reiter benennen Sie jedoch nicht, wie auch auf anderen öffentlich-rechtlichen Kanälen wird verschwiegen, dass es ukrainische Regierungstruppen und nationalistische Freiwilligen-Bataillone (unter anderen mit SS-Abzeichen am Helm) sind, welche Nacht für Nacht ostukrainische Wohngebiete beschießen. Und gezielt zivile Infrastruktur wie Wasserversorgung und Stromversorgung zerstören, im Widerspruch zu den Genfer Konventionen und deren Zusatzprotokollen von 1977 über den Schutz der Zivilbevölkerung. Dabei wollten die Menschen dort anfangs nur einen gewissen Autonomiestatus, der nur politisch zu klären gewesen wäre. Der Film „Masken der Revolution“, welcher auf dem französischen Canal+ ausgestrahlt wurde und auf Youtube noch verfügbar ist, liefert dazu vor Ort recherchierte Informationen, auch zu den nationalistischen Hintergründen der Akteure Bataillone Aidar und Asow, Partei Swoboda, Partei Rechter Sektor.

Zu den Festnahmen im Zusammenhang mit durch den ukrainischen Geheimdienst gesteuerten Anschlagsvorbereitungen auf der Krim schweigen Sie sich nun aus. Sie unterstellten reflexartig eine Provokation Russlands. Die nun vorliegenden Geständnisse von 2 Festgenommenen stören da nur.

Fazit:

Leider ist der interessierte Bürger bei den Programmen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks dazu gezwungen, sich Hintergrundinformationen mühsam aus mehreren einzelnen Informations-Fragmenten aus ganz unterschiedlichen Fernseh- und Radiokanälen wie ein Puzzle zusammenzusetzen. Das hat der fremdsprachenkundige Bürger bei ausländischen Sendekanälen wie z. B. dem englischsprachigen RT viel einfacher, da gibt es die Information komplett einschließlich Hintergründen und unterschiedlichen Meinungen unterschiedlicher Akteure in einem Beitrag. Manchmal auch einfach nur unkommentierte Bilder, welche für sich sprechen. Der Zuschauer wird in die Lage versetzt, sich seine eigene Meinung zu bilden. Aber das ist ja laut Ihrer Einschätzung Propaganda. Wenn das Propaganda sein soll, was ist dann Ihr Programm?

Sie messen stets mit zweierlei Maß, wenn es darum geht, Russland zu bewerten.

Ihre regionale Berichterstattung

Nicht einmal auf regionaler Ebene schaffen Sie es (manchmal) nicht, eine vollständige Information zu senden: Am 19.08.2016 berichteten Sie auf MDR Thüringen im Rahmen des Wetterberichts, das am Samstag den 20.08.2016 auf dem Alperstedter See (nördlich von Erfurt) die Drachenbootrennen der Erwachsenen stattfinden würden. Das hat mich doch stark verunsichert, da ich doch am Sonntag, dem 21.08.2016 daran teilnehmen wollte. Eine vollständige Nachricht hätte lauten können: Am Samstag beginnt ab 10 Uhr der Caritas-Cup, es folgen der Mini-Piraten-Cup, der 1.Thüringenpokal im Kutterrudern und ab 20 Uhr eine große Beachparty. Der Sonntag steht im Zeichen des 15. Erfurter Drachenbootcups und des 14. Nödaer Seefestes, den Abschluss bilden die Jubiläumsregatta und die Siegerehrung.

Ich behalte mir die Veröffentlichung dieser Beschwerde und Ihrer Antwort vor.

Mit freundlichen Grüßen
xxxxxxx*

* Der Name des Einsenders ist dem MDR und uns bekannt.
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Maren
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Re: MDR - Eine halbe Nachricht ist auch eine falsche Nachricht

Beitrag von Maren »

Betreff: Beschwerde MDR aktuell, MDR Thüringen

Sehr geehrter Herr XXXXXX,

vielen Dank für Ihre Zuschrift vom 25.08.2016 an den MITTELDEUTSCHEN RUNDFUNK.

Wir haben Ihre Ausführungen zu unserem Nachrichtenangebot von „MDR AKTUELL“ vom 24.08.2016 mit Interesse zur Kenntnis genommen. Zuschriften wie Ihre verpflichten uns zu ständigem Nachdenken darüber, ob wir mit unseren Angeboten den Erwartungen unserer Zuschauerinnen und Zuschauer entsprechen können.

In der betreffenden Sendung haben Sie wahrgenommen, dass wir das Vorrücken der Türken und der Kurden als „aufeinander abgestimmt“ dargestellt haben. Dieses ist in keiner Weise beabsichtigt gewesen. Die Formulierung „zur gleichen Zeit rücken auch Einheiten einer kurdischen Miliz auf Dscharablus vor“ weist lediglich auf die zeitliche Parallele hin. Eine inhaltliche Abstimmung zwischen diesen beiden erbitterten Gegnern haben wir weder insinuiert, noch dargestellt. Die von Ihnen unterstellte Völkerrechtswidrigkeit einzelner Kampfhandlungen können wir im Detail nicht beurteilen.

Des Weiteren stören Sie sich beim Thema „Ukraine“ an der Formulierung: „..Russland verstärkt seine Militärpräsenz auf der 2014 annektierten Krim“. Damit haben wir die Agenturlage an diesem Tag korrekt wiedergegeben. Ob sich die Präsenz im Rahmen einer Übung oder als dauerhafte Verlegung darstellt, ist nach Auskunft von unabhängigen Militärexperten nur durch eine aufwendige Analyse von Satellitenaufnahmen zweifelsfrei festzustellen.

Ihr grundsätzlicher Hinweis auf die Volksabstimmung nach der Besetzung der Krim durch russische Truppen ist genauso korrekt, wie die breite Diskussion über die Umstände dieser Volksabstimmung. Leider liegt es im Wesen der Berichterstattung über andauernde und langjährige Konflikte, dass wir nicht bei jeder weiteren Entwicklung die gesamte Historie darstellen können. Ihre Deutung dieser Historie ist Ihnen unbenommen. Ihr Eindruck, dass wir in Bezug
auf Russland „stets mit zweierlei Maß messen“, können wir nicht nachvollziehen.

Sie können sicher sein, dass wir bei der Auswahl unserer Nachrichten mit größtmöglicher Sorgfalt vorgehen. Dennoch kann es hin und wieder vorkommen, dass Meldungen, die unseren Zuschauern wichtig erscheinen, in der Berichterstattung keine Berücksichtigung finden. Diese Tatsache sollten Sie jedoch bitte nicht als Zeichen von fehlendem Interesse oder gar absichtlichem Weglassen von Informationen verstehen. Angesichts der Fülle von Ereignissen wird es immer wieder Themen geben, die unsere Zuschauer vermissen. Diese Entscheidung gegen oder für ein Thema hat aber - anders als von Ihnen vermutet – weder etwas mit Propaganda noch mit politischer Einflussnahme zu tun. Wir wollen möglichst objektiv und umfassend über die wichtigsten Ereignisse in Mitteldeutschland, Deutschland und der Welt berichten, damit sich unsere Zuschauer als mündige Bürger ihre eigene Meinung bilden können.

Wir sind oft überrascht, dass manche Zuschauer, die ihre persönliche Einschätzung oder Meinung im Programm vermissen, dies sofort als bewusste Fehlinformation oder gar Lüge klassifizieren.

Seien Sie gewiss, dass wir uns bemühen, die Fakten und ihre Bewertung klar voneinander zu trennen. Wir freuen uns natürlich, wenn unsere Zuschauer dies auch versuchen.

Des Weiteren monieren Sie in Ihrem Schreiben den Ihrer Meinung nach unvollständigen Veranstaltungshinweis zum Drachenbootrennen bei Erfurt, ausgestrahlt am 19.08.2016 im „MDR Thüringen Journal“. In unserem Wetterbericht steht naturgemäß das Wetter im Mittelpunkt. Deswegen haben wir bei der Ortsvorstellung nur kurz auf dieses Ereignis hingewiesen. Auch bei anderen Veranstaltungstipps ist es uns nicht möglich, exakte Abläufe zu präsentieren. Dafür bitten wir um Ihr Verständnis.

Sehr geehrter Herr XXXXX, wir bedanken uns bei Ihnen für die Möglichkeit, auf Ihre Kritik reagieren zu können. Bleiben Sie den Programmen des Mitteldeutschen Rundfunks gewogen und unterstützen Sie uns weiter mit Ihrer Meinung.

Freundliche Grüße

Ihr Team des MDR-Publikumsservice
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