Programmbeschwerde: Antirussische Geschichtsklitterung
Verfasst: 3. Januar 2017, 22:24
Programmbeschwerde: Antirussische Geschichtsklitterung
http://www.tagesschau.de/ausland/usa-russland-121.html
Stand: 03.01.2017 02:10 Uhr
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte, sehr geehrter Herr Intendant,
lassen Sie uns in diesem Fall ausnahmsweise unsere Freude an der Sprache ausleben: Der Washingtoner ARD-Korrespondent M. Ganslmeier steht auf der Atlantik-Brücke und pinkelt gegen den Wind. Er lässt was für Tagesschau.de ab. Ein brav transatlantisch ausgerichteter Schreiber nimmt eben hin, dabei aufs eigene Berufsethos zu seichen. Sein Problem, dass er sich die Anstandsklamotten versaut. Aber wir erheben Programmbeschwerde wegen mehrerer satter Verstöße gegen die Programmrichtlinien des Rundfunktaatsvertrags. Ganslmeiers Text kursiv, unsere Kommentare in Normalschrift dazwischen gestellt:
Trump plant den Neustart mit Moskau
Vor 25 Jahren haben die USA und Russland diplomatische Beziehungen aufgenommen. ... Im Rückblick war das amerikanisch-russische Verhältnis nie wieder so herzlich und optimistisch wie in den 1990er-Jahren zwischen den Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin.
Jelzin war bekanntlich schwerer Säufer und korrupt, er betrieb einen Ausverkauf der Interessen seines Landes an die USA.
Viele Amerikaner hofften damals, dass sich auch das postkommunistische Russland zu einer Demokratie nach westlichem Vorbild entwickeln könnte.
Die demokratischen Strukturen Russlands halten einem objektiven Vergleich mit denen der USA stand. Präsident Putin kann sich auf eine mindestens dreimal höhere Zustimmungsrate bei der Wählerschaft stützen als seine US-amerikanischen Counterparts, alt wie neu.
Diese Illusion endete nach der Jahrtausendwende, als Wladmir Putin an die Macht kam.
Putin kam nicht „an die Macht“, eine solche Formulierung unterstellt Mangel an Rechtsstaatlichkeit; er wurde zum Staatspräsidenten gewählt.
... Dass Russland Krieg gegen Georgien führte, empörte (George W.) Bush.
Bewusste Falschdarstellung, und die ist auch nicht von der Freiheit eines Korrespondenten gedeckt, der Meinungsanteile in seine Berichte einfließen lassen darf. Nicht Russland, sondern Georgien eröffnete 2008 den Kaukasuskrieg mit einem Angriff auf das (prorussische) Südossetien. Auszug aus der Wikipedia: „...Die offenen Kampfhandlungen zwischen Soldaten der georgischen Armee und südossetischen Milizverbänden begannen bereits im Juli 2008 und eskalierten in der Nacht zum 8. August, in der georgische Einheiten eine Offensive zur Rückgewinnung der Kontrolle über die ganze Region begannen. Daraufhin griffen aus dem Nordkaukasus russische Truppen ein ...“ Urheber des georgischen Angriff war der von den USA gesponserte Expräsident Saakaschwili, korrupt auch er, mittlerweile mit Haftbefehl gesucht.
Putin wiederum nahm Anstoß am Irak-Krieg und an Bushs Plan, ein Raketenabwehrsystem in Polen zu stationieren.
Bei diesem „Raketen-Abwehrsystem“ handelt es sich zugleich um ein US-Angriffs-Ermöglichungssystem. Es zu errichten steht im Widerspruch zu mehreren Abrüstungsabkommen und ist darüber hinaus ein Bruch von Zusagen des Westens an den damaligen Präsidenten Gorbatschow. Bei fairer Berichterstattung wäre das erwähnt worden.
... Obamas Wunsch nach gemeinsamer Abrüstung der Atomarsenale lehnte Putin ab.
Die von Obama vorgeschlagene „Abrüstung“ hätte zu einer erheblichen Steigerung der US-amerikanischen atomaren Überlegenheit geführt. Sie war nicht partnerschaftlich, sondern imperial motiviert. Das hätte der Vollständigkeit halber erwähnt werden müssen.
Obama wiederum kritisierte Russland als rückständige Regionalmacht ....Putins Einverleibung der Krim...
Die Rückholung der Krim in die Russische Föderation war Folge des Putsches in Kiew. Das dortige neue Regime hatte die fristlose Kündigung des Pachtvertrags mit Russland für dessen Schwarzmeer-Flottenstützpunkt Sewastopol auf der Krim und das Verbot der Russischen Sprache in der gesamten Ukraine avisiert. Die Bürger der Krim, überwiegend ethnische Russen, beschlossen in einem Referendum die Sezession von der Ukraine und in einem zweiten Referendum den Antrag auf Aufnahme in die Russische Föderation. Jeweils mit mehr als 90% der abgegebenen Stimmen. Russland gab dem statt. Das „einverleiben“ und „Annexion“ zu nennen, mag politisch (gestützt auf eine parteiische Mehrheit in der UNO) vertretbar sein, juristisch ist es nach wie vor höchst umstritten, und aus demokratischer Sicht ist es einfach pervers.
.... seine Unterstützung für das Assad-Regime
Die Regierung des Präsidenten Assad hatte völkerrechtlich einwandfrei Russland um militärische Unterstützung gegen eine von den USA und ihrer Kumpanei völkerrechtswidrig inszenierte Subversion gebeten. Auch hier steckt in der groben Verkürzung geschichtsklitternde Absicht.
und die Hacker-Angriffe auf die Demokratische Partei
Die Hackerangriffe wurden mit einem vollkommen veralteten, in der Ukraine entwickelten Schadprogramm unternommen. Es ist jedermann zugänglich, auch den US-Computerfreaks. Die US-Geheimdienste beschuldigen aus sehr durchsichtigen Gründen Russland, für die Angriffe verantwortlich zu sein. Beweise dafür haben sie nicht. Aber sie haben in den prowestlichen Abschreiber-Medien und dem Papagei-Rundfunk für einen desinformatorischen Hype der Sonderklasse gesorgt.
führten endgültig zu einer neuen Eiszeit in den russisch-amerikanischen Beziehungen. ... Zwei Drittel aller US-Bürger mögen Russlands Präsidenten nicht.
Der Anteil der Russen, die Obama nicht mögen, ist garantiert noch erheblich höher.
Kein ausländischer Regierungschef ist in den USA so unbeliebt wie Putin.
Und wie beliebt ist in den USA der inländische „Regierungschef“?
...
Frage und Fazit: Was haben wir hier vor uns? Richtig geraten: Urin im ARD-aktuell-Reagenzglas.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
http://www.tagesschau.de/ausland/usa-russland-121.html
Stand: 03.01.2017 02:10 Uhr
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte, sehr geehrter Herr Intendant,
lassen Sie uns in diesem Fall ausnahmsweise unsere Freude an der Sprache ausleben: Der Washingtoner ARD-Korrespondent M. Ganslmeier steht auf der Atlantik-Brücke und pinkelt gegen den Wind. Er lässt was für Tagesschau.de ab. Ein brav transatlantisch ausgerichteter Schreiber nimmt eben hin, dabei aufs eigene Berufsethos zu seichen. Sein Problem, dass er sich die Anstandsklamotten versaut. Aber wir erheben Programmbeschwerde wegen mehrerer satter Verstöße gegen die Programmrichtlinien des Rundfunktaatsvertrags. Ganslmeiers Text kursiv, unsere Kommentare in Normalschrift dazwischen gestellt:
Trump plant den Neustart mit Moskau
Vor 25 Jahren haben die USA und Russland diplomatische Beziehungen aufgenommen. ... Im Rückblick war das amerikanisch-russische Verhältnis nie wieder so herzlich und optimistisch wie in den 1990er-Jahren zwischen den Präsidenten Bill Clinton und Boris Jelzin.
Jelzin war bekanntlich schwerer Säufer und korrupt, er betrieb einen Ausverkauf der Interessen seines Landes an die USA.
Viele Amerikaner hofften damals, dass sich auch das postkommunistische Russland zu einer Demokratie nach westlichem Vorbild entwickeln könnte.
Die demokratischen Strukturen Russlands halten einem objektiven Vergleich mit denen der USA stand. Präsident Putin kann sich auf eine mindestens dreimal höhere Zustimmungsrate bei der Wählerschaft stützen als seine US-amerikanischen Counterparts, alt wie neu.
Diese Illusion endete nach der Jahrtausendwende, als Wladmir Putin an die Macht kam.
Putin kam nicht „an die Macht“, eine solche Formulierung unterstellt Mangel an Rechtsstaatlichkeit; er wurde zum Staatspräsidenten gewählt.
... Dass Russland Krieg gegen Georgien führte, empörte (George W.) Bush.
Bewusste Falschdarstellung, und die ist auch nicht von der Freiheit eines Korrespondenten gedeckt, der Meinungsanteile in seine Berichte einfließen lassen darf. Nicht Russland, sondern Georgien eröffnete 2008 den Kaukasuskrieg mit einem Angriff auf das (prorussische) Südossetien. Auszug aus der Wikipedia: „...Die offenen Kampfhandlungen zwischen Soldaten der georgischen Armee und südossetischen Milizverbänden begannen bereits im Juli 2008 und eskalierten in der Nacht zum 8. August, in der georgische Einheiten eine Offensive zur Rückgewinnung der Kontrolle über die ganze Region begannen. Daraufhin griffen aus dem Nordkaukasus russische Truppen ein ...“ Urheber des georgischen Angriff war der von den USA gesponserte Expräsident Saakaschwili, korrupt auch er, mittlerweile mit Haftbefehl gesucht.
Putin wiederum nahm Anstoß am Irak-Krieg und an Bushs Plan, ein Raketenabwehrsystem in Polen zu stationieren.
Bei diesem „Raketen-Abwehrsystem“ handelt es sich zugleich um ein US-Angriffs-Ermöglichungssystem. Es zu errichten steht im Widerspruch zu mehreren Abrüstungsabkommen und ist darüber hinaus ein Bruch von Zusagen des Westens an den damaligen Präsidenten Gorbatschow. Bei fairer Berichterstattung wäre das erwähnt worden.
... Obamas Wunsch nach gemeinsamer Abrüstung der Atomarsenale lehnte Putin ab.
Die von Obama vorgeschlagene „Abrüstung“ hätte zu einer erheblichen Steigerung der US-amerikanischen atomaren Überlegenheit geführt. Sie war nicht partnerschaftlich, sondern imperial motiviert. Das hätte der Vollständigkeit halber erwähnt werden müssen.
Obama wiederum kritisierte Russland als rückständige Regionalmacht ....Putins Einverleibung der Krim...
Die Rückholung der Krim in die Russische Föderation war Folge des Putsches in Kiew. Das dortige neue Regime hatte die fristlose Kündigung des Pachtvertrags mit Russland für dessen Schwarzmeer-Flottenstützpunkt Sewastopol auf der Krim und das Verbot der Russischen Sprache in der gesamten Ukraine avisiert. Die Bürger der Krim, überwiegend ethnische Russen, beschlossen in einem Referendum die Sezession von der Ukraine und in einem zweiten Referendum den Antrag auf Aufnahme in die Russische Föderation. Jeweils mit mehr als 90% der abgegebenen Stimmen. Russland gab dem statt. Das „einverleiben“ und „Annexion“ zu nennen, mag politisch (gestützt auf eine parteiische Mehrheit in der UNO) vertretbar sein, juristisch ist es nach wie vor höchst umstritten, und aus demokratischer Sicht ist es einfach pervers.
.... seine Unterstützung für das Assad-Regime
Die Regierung des Präsidenten Assad hatte völkerrechtlich einwandfrei Russland um militärische Unterstützung gegen eine von den USA und ihrer Kumpanei völkerrechtswidrig inszenierte Subversion gebeten. Auch hier steckt in der groben Verkürzung geschichtsklitternde Absicht.
und die Hacker-Angriffe auf die Demokratische Partei
Die Hackerangriffe wurden mit einem vollkommen veralteten, in der Ukraine entwickelten Schadprogramm unternommen. Es ist jedermann zugänglich, auch den US-Computerfreaks. Die US-Geheimdienste beschuldigen aus sehr durchsichtigen Gründen Russland, für die Angriffe verantwortlich zu sein. Beweise dafür haben sie nicht. Aber sie haben in den prowestlichen Abschreiber-Medien und dem Papagei-Rundfunk für einen desinformatorischen Hype der Sonderklasse gesorgt.
führten endgültig zu einer neuen Eiszeit in den russisch-amerikanischen Beziehungen. ... Zwei Drittel aller US-Bürger mögen Russlands Präsidenten nicht.
Der Anteil der Russen, die Obama nicht mögen, ist garantiert noch erheblich höher.
Kein ausländischer Regierungschef ist in den USA so unbeliebt wie Putin.
Und wie beliebt ist in den USA der inländische „Regierungschef“?
...
Frage und Fazit: Was haben wir hier vor uns? Richtig geraten: Urin im ARD-aktuell-Reagenzglas.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer