Manipulative Nachricht über Militärhaushalte
Verfasst: 25. April 2017, 20:46
Programmbeschwerde: Manipulative Nachricht über Militärhaushalte
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,
ARD-aktuell lieferte am 24.4. ein neues Musterbeispiel für manipulative Nachrichtengestaltung. Manipulativ, weil die Redaktion einen vernünftigen Vergleich der Umfänge der jeweiligen nationalen Militärhaushalte ausschließt. Indem sie lediglich eine nichtssagende Rangfolge darstellt, vermittelt sie den falschen Eindruck, als seien die Ausgaben der „Spitzenreiter“ dem Umfang nach in etwa vergleichbar. Dass der Spitzenreiter USA dreimal soviele Milliarden Dollar fürs Militär ausgibt wie die VR China und gar fast zehnmal soviel wie Russland, das wird – offenkundig in voller Absicht – weder mit den konkreten Zahlen noch in Worten deutlich gemacht. So wird einer maßlosen Verzerrung der Wirklichkeit gedient, ein klassischer transatlantischer Schleiertanz zur Unterhaltung und Verdummung des deutschen TV-Zuschauers wird vorgeführt.
Der Wortlaut der informationell unvollständigen Studio-Meldung:
„Die Ausgaben für Rüstungsgüter sind weltweit erneut gestiegen. Das gab das internationale Friedensforschungsinstitut SIPRI bekannt. Demnach investierten Regierungen im vergangenen Jahr 1,7 Billionen Dollar in ihr Militär, ein Anstieg um 0,4 Prozent. Vorreiter sind dem Institut zufolge die USA, gefolgt von China und Russland. Deutschland liegt auf Platz 9.“
Im Beitrag der Reporterin Marie v. Mallingkrodt wird lediglich der Etat der USA konkret genannt, die weit niedrigeren Ausgaben der anderen Staaten werden verschwiegen:
„[...] Spitzenreiter bei den Militärausgaben bleiben die USA mit 611 Milliarden Dollar, gefolgt von China, Russland, Saudi-Arabien und Indien [...]“
In welch weitem Abstand diese Länder den USA „folgen“, wird verschwiegen. Auch aus der Grafik geht außer der Reihenfolge nicht hervor welch riesiger Unterschied im Umfang der Ausgaben liegt; diese wesentlichste Information des SIPRI-Berichts (die eine Überlegung dazu erlaubt, wer hier eigentlich wen bedroht) wird unterschlagen. Die isolierte graphische Darstellung der bundesdeutschen Rüstungsausgaben zeigt ebenfalls nicht ihren geldwerten Rang im internationalen Vergleich auf, lässt aber erkennen, was auf der Grafik über die Spitzenreiter unterlassen wurde: Gesamtumfang des Etats und der Steigerungssatz der Ausgaben sind benannt. Die isolierte detailgenaue Betrachtung des deutschen Verteidigungshaushalts ohne unmittelbare Vergleichsmöglichkeit täuscht eine sachliche Nachrichtengestaltung nur vor. Nur der Vollständigkeit halber hier die von ARD-aktuell unterschlagenen Daten aus dem SIPRI-Bericht:
USA: 611 Mia Dollar = +1,7% im Vergleich zu 2016
VR China: 215 Mia Dollar = +5,4%
Russland: 69 Mia Dollar = +5,9 % Erst diese konkreten Angaben hätten aus dem ARD-aktuell-Bericht eine informative Nachricht gemacht. Solange aber der NDR Rundfunkrat dem transatlantisch gebogenen und regierungsfrommen Chefredakteur Dr. Gniffke die Deutungshoheit darüber überlässt, was informativer und um Objektivität und Vollständigkeit bemühter Journalismus ist, solange dieser Rundfunkart sich nicht des eigenen Verstandes zu bedienen weiß, wird sich das ARD-aktuell-Publikum wohl diese Art medialer Verblödung gefallen lassen müssen. Wir machen darauf aufmerksam, dass sich Gniffkes Qualitätsjournalismus mit dem Programmauftrag und den gesetzlichen Programmrichtlinien nicht vereinbaren lässt.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,
ARD-aktuell lieferte am 24.4. ein neues Musterbeispiel für manipulative Nachrichtengestaltung. Manipulativ, weil die Redaktion einen vernünftigen Vergleich der Umfänge der jeweiligen nationalen Militärhaushalte ausschließt. Indem sie lediglich eine nichtssagende Rangfolge darstellt, vermittelt sie den falschen Eindruck, als seien die Ausgaben der „Spitzenreiter“ dem Umfang nach in etwa vergleichbar. Dass der Spitzenreiter USA dreimal soviele Milliarden Dollar fürs Militär ausgibt wie die VR China und gar fast zehnmal soviel wie Russland, das wird – offenkundig in voller Absicht – weder mit den konkreten Zahlen noch in Worten deutlich gemacht. So wird einer maßlosen Verzerrung der Wirklichkeit gedient, ein klassischer transatlantischer Schleiertanz zur Unterhaltung und Verdummung des deutschen TV-Zuschauers wird vorgeführt.
Der Wortlaut der informationell unvollständigen Studio-Meldung:
„Die Ausgaben für Rüstungsgüter sind weltweit erneut gestiegen. Das gab das internationale Friedensforschungsinstitut SIPRI bekannt. Demnach investierten Regierungen im vergangenen Jahr 1,7 Billionen Dollar in ihr Militär, ein Anstieg um 0,4 Prozent. Vorreiter sind dem Institut zufolge die USA, gefolgt von China und Russland. Deutschland liegt auf Platz 9.“
Im Beitrag der Reporterin Marie v. Mallingkrodt wird lediglich der Etat der USA konkret genannt, die weit niedrigeren Ausgaben der anderen Staaten werden verschwiegen:
„[...] Spitzenreiter bei den Militärausgaben bleiben die USA mit 611 Milliarden Dollar, gefolgt von China, Russland, Saudi-Arabien und Indien [...]“
In welch weitem Abstand diese Länder den USA „folgen“, wird verschwiegen. Auch aus der Grafik geht außer der Reihenfolge nicht hervor welch riesiger Unterschied im Umfang der Ausgaben liegt; diese wesentlichste Information des SIPRI-Berichts (die eine Überlegung dazu erlaubt, wer hier eigentlich wen bedroht) wird unterschlagen. Die isolierte graphische Darstellung der bundesdeutschen Rüstungsausgaben zeigt ebenfalls nicht ihren geldwerten Rang im internationalen Vergleich auf, lässt aber erkennen, was auf der Grafik über die Spitzenreiter unterlassen wurde: Gesamtumfang des Etats und der Steigerungssatz der Ausgaben sind benannt. Die isolierte detailgenaue Betrachtung des deutschen Verteidigungshaushalts ohne unmittelbare Vergleichsmöglichkeit täuscht eine sachliche Nachrichtengestaltung nur vor. Nur der Vollständigkeit halber hier die von ARD-aktuell unterschlagenen Daten aus dem SIPRI-Bericht:
USA: 611 Mia Dollar = +1,7% im Vergleich zu 2016
VR China: 215 Mia Dollar = +5,4%
Russland: 69 Mia Dollar = +5,9 % Erst diese konkreten Angaben hätten aus dem ARD-aktuell-Bericht eine informative Nachricht gemacht. Solange aber der NDR Rundfunkrat dem transatlantisch gebogenen und regierungsfrommen Chefredakteur Dr. Gniffke die Deutungshoheit darüber überlässt, was informativer und um Objektivität und Vollständigkeit bemühter Journalismus ist, solange dieser Rundfunkart sich nicht des eigenen Verstandes zu bedienen weiß, wird sich das ARD-aktuell-Publikum wohl diese Art medialer Verblödung gefallen lassen müssen. Wir machen darauf aufmerksam, dass sich Gniffkes Qualitätsjournalismus mit dem Programmauftrag und den gesetzlichen Programmrichtlinien nicht vereinbaren lässt.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer