SWR - Lisas Welt
Verfasst: 2. Dezember 2014, 18:14
SWR
Intendanz
Herrn Boudgoust
Neckarstraße 230
70190 Stuttgart
Programmbeschwerde
Sehr geehrter Herr Boudgoust,
hiermit erheben wir, die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien, formal Programmbeschwerde gegen den Beitrag Lisas Welt: Der Putin-Erklärer innerhalb der Sendung Report Mainz des SWR vom 25.11.2014, ausgestrahlt um 22.00 Uhr.
http://www.swr.de/report/lisas-welt-der ... index.html
In dieser Sendung erfährt der rechtmäßig gewählte Präsident der Russischen Föderation, eines großen europäischen Nachbarlandes, eine Darstellung, die nicht nur einen deutlichen Verstoß gegen den Rundfunkvertrag darstellt, sondern auch das Wertefundament des Grundgesetzes in eklatantester Weise verletzt.
Der Beitrag stellt sich als ein satirischer dar, der vorgibt, die Politik der russischen Regierung aus der Sicht eines Kindes im Grundschulalter ironisch beleuchten zu wollen. Doch während Kurt Tucholsky im Jahre 1919 noch meinte, die Satire dürfe „alles“, da er davon ausging, sie diene der Beleuchtung von machtpolitischen Missständen „von unten“, erfolgte die noch unter alliierter Besatzung stattfindende rechtliche Grundlegung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unter dem Eindruck des verbrecherischen Zivilisationsbruchs der nationalsozialistischen Propaganda, aus deren mörderischen Konsequenzen sich jede verhetzende Darstellung im öffentlichen Raum Deutschlands künftig verbot.
Der vorliegende Beitrag liefert in dieser Hinsicht jedoch nicht nur einen einzelnen Verstoß im Detail, sondern vom ersten Satz an eine sukzessive Kette sich steigernder Verzerrungen der Darstellung Russlands und der russischen Regierung, die sich im Ganzen zu einem Gesamtbild addieren, das als ein grob verhetzendes bezeichnet werden muss.
Der Beitrag beginnt mit den folgenden beiden Sätzen:
„Den Putin versteht in unserer Klasse niemand. Außer ein paar Putin-Verstehern. Deshalb haben wir gestern einen Ausflug in den Zoo gemacht und einen echten Putin-Erklärer getroffen.“
Hier wird die Verständigung über „den Putin“ als Gegenstand eines Unterrichtsgeschehens an öffentlichen Schulen ausgewiesen, in dem offensichtlich dessen Verurteilung als Obskurant wie selbstverständlich sogar soweit vorausgesetzt wird, dass er als ein Wesen, dessen Handlungen nachzuvollziehen sich menschlicher Introspektion per definitionem versperrt, von einem zoologischen Experten erschlossen werden muss. Dem behaupteten Konsens der in einer Klasse versammelten Grundschüler scheint sich nur eine unverständige Minderheit von Schülern zu entziehen, die der Beitrag als „Putin-Versteher“ kennzeichnet. Sie sind es offensichtlich, die der Belehrung durch Expertisen bedürfen.
Bereits in diesem Abschnitt wird also nicht nur der russische Regierungschef dehumanisiert und als Tier dargestellt, sondern diese Betrachtung als notwendig zu platzierende Schulweisheit präsentiert. Offensichtlich ist der Redaktion nicht bekannt, dass das öffentliche Schulsystem der Bundesrepublik Deutschland – gemäß der Verfassungen der Bundesländer, der Wahrung der Menschenwürde, der Ausgewogenheit, Pluralität und Überparteilichkeit des Unterrichts sowie der Neutralität der Amtsführung des Lehrpersonals verpflichtet ist, das Kindern eine eigenständige Urteilsfähigkeit im Rahmen eines diskursiven Unterrichtsablaufs ermöglichen muss, statt ihnen ein vorgefertigtes Urteil einzupflanzen.
Die von Ihnen scherzhaft skizzierte Unterrichtssituation wäre schlichtweg verfassungswidrig.
In den nun anschließenden beiden Absätzen steigert sich die bereits angelegte Tendenz. Dort heißt es, unter Nennung des als politisch-zoologischen „Experten“ eingeführten (verstorbenen) Professor Grzimek, der sich dieses Missbrauchs nicht mehr erwehren kann:
„Der hat uns dann alles über den Putin erklärt: Also, der Putin ist der König der Taiga und der braucht mächtig viel Platz. Weil so ein Putin ist schnell. Der kann in zwei Wochen in Kiew sein!
Als Alphatier hat der Putin keine natürlichen Feinde. Weil er die alle gefressen hat. Aber sein Lebensraum ist trotzdem bedroht. Weil skrupellose Wilderer seinem Revier immer näher kommen! Das darf man aber nicht, weil: Wenn ein Putin sich bedroht fühlt, wird der unberechenbar.“
In der Darstellung, in der der russische Präsident als eine Mischung aus Bär und Tiger daherkommt, wird die Behauptung eines grenzenlosen russischen Expansionismus kolportiert, der konkret die Gefahr eines russischen Einmarsches in die ukrainische Hauptstadt Kiew bedeutet, obgleich es hierfür nicht den geringsten Anlass gibt. Dabei wird das außenpolitische Handeln der russischen Regierung, die laut Umfragen derzeit eine Bevölkerungszustimmung von 81% erfährt, komplett personalisiert und dämonisiert, indem ihre Politik als individueller Wahn eines einzelnen krankhaft isolierten, nämlich „unberechenbaren“ Regenten erscheint, der sich durch mörderische Gewalt aller alternativ denkbaren politischen Stimme im eigenen Land entledigt habe (- was bei einem Land mit über 140 Millionen Einwohner kaum möglich sein dürfte).
Wähnt jedoch der Beitrag sich humorig ausgewogen, indem er auch den US-Präsidenten und die deutsche Kanzlerin als Wilderer nicht unbedingt nur schmeichelhaft zeichnet, so verzerrt sich die Darstellung der Gegenseite, wo ihr Agieren mit der ‚Bedrohung‘ ihres „Lebensraums“ begründet wird, im Kontext der Folgesequenz ins Unerträgliche:
„Dann taucht der auf einmal in Regionen auf, wo er gar nicht heimisch ist. Und alle kriegen Angst vor ihm. Nur weil seine engagierten Freunde dafür sorgen, dass er sich auch in seinem neuen Revier richtig wohl fühlt! Und ihn kein Fluglärm stört.Dabei sucht der putzige Putin doch nur nach einem Platz zum Überwintern! Und wer weiß, wenn sich noch mehr Menschen für den Putin engagieren, ist er vielleicht schon bald wieder in ganz Europa zu Hause!“
Zu diesem letzten Satz zeigt ihr Beitrag eine stilisierte Europakarte, in der niedliche Teddybären ganz Europa besetzen, vom Ural bis zur Iberischen Halbinsel.
Dies ist dann endgültig die Passage, durch die sich Ihr Beitrag auch von Albrecht Müller, dem ehemaligen Wahlkampfleiter des Architekten der bundesdeutschen Ostpolitik, Willy Brandt, das berechtigte Urteil einfängt:
„Volksverhetzung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ http://www.nachdenkseiten.de/?p=24135#h17
Die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland, denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch den Rundfunkvertrag verpflichtet ist, dürfen von dessen Redakteuren mit Fug und Recht erwarten, dass sie den historisch belasteten Begriff des „Lebensraums“ im Osten kennen. Dieser wurde von dem Nazi Chefideologen Alfred Rosenberg geprägt, der wegen seiner ideologischen Verantwortung für das Planen und Durchführung eines Angriffskrieges und des systematischen und rassistisch bedingten Massenmords im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrechers zum Tode verurteilt wurde; wegen eines Menschheitsverbrechens also, durch das 55 Millionen Menschen umkamen und hierunter 27 Millionen Sowjetbürger, Bürger jenes Staates also, der den höchsten Blutzoll bei der Befreiung Europas, einschließlich Deutschlands, zahlen musste.
In dessen historischer Nachfolge steht die Russische Föderation.
Wird aber dieser Begriff des „Lebensraums“ mit der unterstellten Drohung verbunden, Russland könne, von einem wahnsinnigen Tier beherrscht, sich des ganzen europäischen Kontinents bemächtigen, als ‚einverleibten Lebensraums‘, dann wird hier Russland komplett als Reinkarnation Nazi-Deutschlands gezeichnet. Dies zeugt von einem in keiner Weise mehr erträglichen Geschichtsvergessenheit und einer beispiellosen Unverschämtheit gegenüber einem großen europäischen Nachbarland.
Mangelnder politischer Anstand zeigt sich aber auch in der demagogischen Darstellung all jener Politiker, die in der Tradition Willy Brandts auf Verständigung mit Russland setzen, wenn sie hier denunziatorisch der Beihilfe einer erneuten Naziokkupation Europas unter russischer Flagge beschuldigt werden. Befremdlich ist hier zusätzlich am Ende des Beitrags, wenn diese Politiker, am Beispiel des sich an ein rosafarbenes Hemd drückenden Gerhard Schröder, mit einem homophoben Zungenschlag lächerlich gemacht werden (obgleich Homophobie doch dauerhaft als gegen Russland gewendeter Vorwurf kursiert), und zwar in dem Satz:
„Und beim nächsten Mal – hat Grzimek versprochen – erklärt er uns, warum sich manche Alphatiere auch untereinander paaren.“
Dass in diesem Beitrag zusätzlich der russische Regierungschef en passant als Schuldiger am Tod der 298 Opfer des Absturzes des malaysischen Flugzeugs MH17 durch seine „engagierten Freunde“ bezeichnet wird, obwohl es sich um eine nach wie vor ungeklärte Katastrophe handelt, gerät da fast schon zu Nebensache.
Insgesamt wird bei einer im Ganzen bedenklich einseitigen und unausgewogenen Berichterstattung der ARD in dieser Sendung der Rubikon des Erträglichen so weit überschritten, dass eine nicht erfolgende Revision dieser geschichtsvergessenen, zutiefst demagogischen und verfassungsmäßige Werte verletzenden ‚Satire‘ eine ernsthafte Rufschädigung der deutschen Gesellschaft bedeuten würde.
Wir erwarten deshalb vom Südwestrundfunk eine angemessen angekündigte Stellungnahme und eine öffentliche Entschuldigung für diese eindeutige Entgleisung - gegenüber der deutschen Öffentlichkeit und der Vertretung der Russischen Föderation.
(Redaktion Anja Kristin Boettcher)
Staatsvertrag über den Südwestrundfunk
§ 3
Auftrag, Angebote
(1) Auftrag des SWR ist, durch die Herstellung und Verbreitung seiner Angebote in
Hörfunk, Fernsehen und Internet als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Er hat in seinen Angeboten einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische, bundesweite sowie im Schwerpunkt über das länder- und
regionenbezogene Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Er soll hierdurch auch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. (…)
Zum Zwecke der Transparenz werden sowohl diese Beschwerde als auch der weitere Verlauf der Stellungnahmen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende
Intendanz
Herrn Boudgoust
Neckarstraße 230
70190 Stuttgart
Programmbeschwerde
Sehr geehrter Herr Boudgoust,
hiermit erheben wir, die Ständige Publikumskonferenz der öffentlich-rechtlichen Medien, formal Programmbeschwerde gegen den Beitrag Lisas Welt: Der Putin-Erklärer innerhalb der Sendung Report Mainz des SWR vom 25.11.2014, ausgestrahlt um 22.00 Uhr.
http://www.swr.de/report/lisas-welt-der ... index.html
In dieser Sendung erfährt der rechtmäßig gewählte Präsident der Russischen Föderation, eines großen europäischen Nachbarlandes, eine Darstellung, die nicht nur einen deutlichen Verstoß gegen den Rundfunkvertrag darstellt, sondern auch das Wertefundament des Grundgesetzes in eklatantester Weise verletzt.
Der Beitrag stellt sich als ein satirischer dar, der vorgibt, die Politik der russischen Regierung aus der Sicht eines Kindes im Grundschulalter ironisch beleuchten zu wollen. Doch während Kurt Tucholsky im Jahre 1919 noch meinte, die Satire dürfe „alles“, da er davon ausging, sie diene der Beleuchtung von machtpolitischen Missständen „von unten“, erfolgte die noch unter alliierter Besatzung stattfindende rechtliche Grundlegung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks unter dem Eindruck des verbrecherischen Zivilisationsbruchs der nationalsozialistischen Propaganda, aus deren mörderischen Konsequenzen sich jede verhetzende Darstellung im öffentlichen Raum Deutschlands künftig verbot.
Der vorliegende Beitrag liefert in dieser Hinsicht jedoch nicht nur einen einzelnen Verstoß im Detail, sondern vom ersten Satz an eine sukzessive Kette sich steigernder Verzerrungen der Darstellung Russlands und der russischen Regierung, die sich im Ganzen zu einem Gesamtbild addieren, das als ein grob verhetzendes bezeichnet werden muss.
Der Beitrag beginnt mit den folgenden beiden Sätzen:
„Den Putin versteht in unserer Klasse niemand. Außer ein paar Putin-Verstehern. Deshalb haben wir gestern einen Ausflug in den Zoo gemacht und einen echten Putin-Erklärer getroffen.“
Hier wird die Verständigung über „den Putin“ als Gegenstand eines Unterrichtsgeschehens an öffentlichen Schulen ausgewiesen, in dem offensichtlich dessen Verurteilung als Obskurant wie selbstverständlich sogar soweit vorausgesetzt wird, dass er als ein Wesen, dessen Handlungen nachzuvollziehen sich menschlicher Introspektion per definitionem versperrt, von einem zoologischen Experten erschlossen werden muss. Dem behaupteten Konsens der in einer Klasse versammelten Grundschüler scheint sich nur eine unverständige Minderheit von Schülern zu entziehen, die der Beitrag als „Putin-Versteher“ kennzeichnet. Sie sind es offensichtlich, die der Belehrung durch Expertisen bedürfen.
Bereits in diesem Abschnitt wird also nicht nur der russische Regierungschef dehumanisiert und als Tier dargestellt, sondern diese Betrachtung als notwendig zu platzierende Schulweisheit präsentiert. Offensichtlich ist der Redaktion nicht bekannt, dass das öffentliche Schulsystem der Bundesrepublik Deutschland – gemäß der Verfassungen der Bundesländer, der Wahrung der Menschenwürde, der Ausgewogenheit, Pluralität und Überparteilichkeit des Unterrichts sowie der Neutralität der Amtsführung des Lehrpersonals verpflichtet ist, das Kindern eine eigenständige Urteilsfähigkeit im Rahmen eines diskursiven Unterrichtsablaufs ermöglichen muss, statt ihnen ein vorgefertigtes Urteil einzupflanzen.
Die von Ihnen scherzhaft skizzierte Unterrichtssituation wäre schlichtweg verfassungswidrig.
In den nun anschließenden beiden Absätzen steigert sich die bereits angelegte Tendenz. Dort heißt es, unter Nennung des als politisch-zoologischen „Experten“ eingeführten (verstorbenen) Professor Grzimek, der sich dieses Missbrauchs nicht mehr erwehren kann:
„Der hat uns dann alles über den Putin erklärt: Also, der Putin ist der König der Taiga und der braucht mächtig viel Platz. Weil so ein Putin ist schnell. Der kann in zwei Wochen in Kiew sein!
Als Alphatier hat der Putin keine natürlichen Feinde. Weil er die alle gefressen hat. Aber sein Lebensraum ist trotzdem bedroht. Weil skrupellose Wilderer seinem Revier immer näher kommen! Das darf man aber nicht, weil: Wenn ein Putin sich bedroht fühlt, wird der unberechenbar.“
In der Darstellung, in der der russische Präsident als eine Mischung aus Bär und Tiger daherkommt, wird die Behauptung eines grenzenlosen russischen Expansionismus kolportiert, der konkret die Gefahr eines russischen Einmarsches in die ukrainische Hauptstadt Kiew bedeutet, obgleich es hierfür nicht den geringsten Anlass gibt. Dabei wird das außenpolitische Handeln der russischen Regierung, die laut Umfragen derzeit eine Bevölkerungszustimmung von 81% erfährt, komplett personalisiert und dämonisiert, indem ihre Politik als individueller Wahn eines einzelnen krankhaft isolierten, nämlich „unberechenbaren“ Regenten erscheint, der sich durch mörderische Gewalt aller alternativ denkbaren politischen Stimme im eigenen Land entledigt habe (- was bei einem Land mit über 140 Millionen Einwohner kaum möglich sein dürfte).
Wähnt jedoch der Beitrag sich humorig ausgewogen, indem er auch den US-Präsidenten und die deutsche Kanzlerin als Wilderer nicht unbedingt nur schmeichelhaft zeichnet, so verzerrt sich die Darstellung der Gegenseite, wo ihr Agieren mit der ‚Bedrohung‘ ihres „Lebensraums“ begründet wird, im Kontext der Folgesequenz ins Unerträgliche:
„Dann taucht der auf einmal in Regionen auf, wo er gar nicht heimisch ist. Und alle kriegen Angst vor ihm. Nur weil seine engagierten Freunde dafür sorgen, dass er sich auch in seinem neuen Revier richtig wohl fühlt! Und ihn kein Fluglärm stört.Dabei sucht der putzige Putin doch nur nach einem Platz zum Überwintern! Und wer weiß, wenn sich noch mehr Menschen für den Putin engagieren, ist er vielleicht schon bald wieder in ganz Europa zu Hause!“
Zu diesem letzten Satz zeigt ihr Beitrag eine stilisierte Europakarte, in der niedliche Teddybären ganz Europa besetzen, vom Ural bis zur Iberischen Halbinsel.
Dies ist dann endgültig die Passage, durch die sich Ihr Beitrag auch von Albrecht Müller, dem ehemaligen Wahlkampfleiter des Architekten der bundesdeutschen Ostpolitik, Willy Brandt, das berechtigte Urteil einfängt:
„Volksverhetzung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk.“ http://www.nachdenkseiten.de/?p=24135#h17
Die Bürgerinnen und Bürger der Bundesrepublik Deutschland, denen der öffentlich-rechtliche Rundfunk durch den Rundfunkvertrag verpflichtet ist, dürfen von dessen Redakteuren mit Fug und Recht erwarten, dass sie den historisch belasteten Begriff des „Lebensraums“ im Osten kennen. Dieser wurde von dem Nazi Chefideologen Alfred Rosenberg geprägt, der wegen seiner ideologischen Verantwortung für das Planen und Durchführung eines Angriffskrieges und des systematischen und rassistisch bedingten Massenmords im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrechers zum Tode verurteilt wurde; wegen eines Menschheitsverbrechens also, durch das 55 Millionen Menschen umkamen und hierunter 27 Millionen Sowjetbürger, Bürger jenes Staates also, der den höchsten Blutzoll bei der Befreiung Europas, einschließlich Deutschlands, zahlen musste.
In dessen historischer Nachfolge steht die Russische Föderation.
Wird aber dieser Begriff des „Lebensraums“ mit der unterstellten Drohung verbunden, Russland könne, von einem wahnsinnigen Tier beherrscht, sich des ganzen europäischen Kontinents bemächtigen, als ‚einverleibten Lebensraums‘, dann wird hier Russland komplett als Reinkarnation Nazi-Deutschlands gezeichnet. Dies zeugt von einem in keiner Weise mehr erträglichen Geschichtsvergessenheit und einer beispiellosen Unverschämtheit gegenüber einem großen europäischen Nachbarland.
Mangelnder politischer Anstand zeigt sich aber auch in der demagogischen Darstellung all jener Politiker, die in der Tradition Willy Brandts auf Verständigung mit Russland setzen, wenn sie hier denunziatorisch der Beihilfe einer erneuten Naziokkupation Europas unter russischer Flagge beschuldigt werden. Befremdlich ist hier zusätzlich am Ende des Beitrags, wenn diese Politiker, am Beispiel des sich an ein rosafarbenes Hemd drückenden Gerhard Schröder, mit einem homophoben Zungenschlag lächerlich gemacht werden (obgleich Homophobie doch dauerhaft als gegen Russland gewendeter Vorwurf kursiert), und zwar in dem Satz:
„Und beim nächsten Mal – hat Grzimek versprochen – erklärt er uns, warum sich manche Alphatiere auch untereinander paaren.“
Dass in diesem Beitrag zusätzlich der russische Regierungschef en passant als Schuldiger am Tod der 298 Opfer des Absturzes des malaysischen Flugzeugs MH17 durch seine „engagierten Freunde“ bezeichnet wird, obwohl es sich um eine nach wie vor ungeklärte Katastrophe handelt, gerät da fast schon zu Nebensache.
Insgesamt wird bei einer im Ganzen bedenklich einseitigen und unausgewogenen Berichterstattung der ARD in dieser Sendung der Rubikon des Erträglichen so weit überschritten, dass eine nicht erfolgende Revision dieser geschichtsvergessenen, zutiefst demagogischen und verfassungsmäßige Werte verletzenden ‚Satire‘ eine ernsthafte Rufschädigung der deutschen Gesellschaft bedeuten würde.
Wir erwarten deshalb vom Südwestrundfunk eine angemessen angekündigte Stellungnahme und eine öffentliche Entschuldigung für diese eindeutige Entgleisung - gegenüber der deutschen Öffentlichkeit und der Vertretung der Russischen Föderation.
(Redaktion Anja Kristin Boettcher)
Staatsvertrag über den Südwestrundfunk
§ 3
Auftrag, Angebote
(1) Auftrag des SWR ist, durch die Herstellung und Verbreitung seiner Angebote in
Hörfunk, Fernsehen und Internet als Medium und Faktor des Prozesses freier individueller und öffentlicher Meinungsbildung zu wirken und dadurch die demokratischen, sozialen und kulturellen Bedürfnisse der Gesellschaft zu erfüllen. Er hat in seinen Angeboten einen objektiven und umfassenden Überblick über das internationale, europäische, bundesweite sowie im Schwerpunkt über das länder- und
regionenbezogene Geschehen in allen wesentlichen Lebensbereichen zu geben. Er soll hierdurch auch die internationale Verständigung, die europäische Integration und den gesellschaftlichen Zusammenhalt in Bund und Ländern fördern. (…)
Zum Zwecke der Transparenz werden sowohl diese Beschwerde als auch der weitere Verlauf der Stellungnahmen auf der Webseite des Vereins http://forum.publikumskonferenz.de/ veröffentlicht.
Mit freundlichen Grüßen
i. A. Maren Müller
Vorsitzende