ARD - Tagesschau.de - Russische Soldaten in der Ukraine?
Verfasst: 2. Mai 2015, 19:52
Norddeutscher Rundfunk
Rundfunkrat
Frau
Dagmar Pohl-Laukamp
Rothenbaumchausse 132
20149 Hamburg
2.5.201
Programmbeschwerde: Tagesschau.de "Die Kämpfe müssen aufhören" vom 30.4.2015
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
"Tagesschau.de" nimmt in dem Beitrag Bezug auf die Behauptungen der US-Außenamtssprecherin Marie Harf vom 24.4.15. Jeff Rathke (er ist entgegen der Tagesschau-Darstellung nicht Sprecher, sondern nur der Vertreter von Frau Harf) hat lediglich nachgeplappert, was seine Chefin zuvor kundgetan hatte.
Sinngemäß haben beide gesagt, was im TS-Bericht dann zu lesen ist:
"Russische und separatistische Streitkräfte haben weiterhin eine beträchtliche Zahl von Artilleriegeschützen und mehrere Raketenwerfer innerhalb von Gegenden, wo sie unter den Minsker Vereinbarungen verboten sind. Das russische Militär hat Luftabwehrsysteme in die Ostukraine (gebracht), einige davon sind in die Nähe der Front verlegt worden. Es handelt sich um die größte Zahl solcher Luftabwehrsysteme in der Gegend seit August." Als Beleg für diese Behauptung legten die Amerikaner – so russische Quellen – durch ihren ukrainischen Botschafter ein Foto von Flak-Systemen vor, das auf der Waffenmesse MAKS im Jahr 2013 in Moskau aufgenommen worden war.
Die russische Reaktion auf die amerikanischen Behauptungen wurden von der Tagesschau unterschlagen: Das russische Verteidigungsministerium hatte die Vorwürfe der US-Amerikaner mit Spott zurückgewiesen. „Wir würden uns nicht wundern, wenn man uns in der nächsten Zeit der Aufstellung einer Flugzeugträgergruppe im Gebiet Lugansk oder des Eindringens eines russischen Atom-U-Bootes in den Ersten Stadtteich von Donezk beschuldigen würde.“ Denn:„Selbst die Führung in Kiew betonte wiederholt, dass sie bei ihren Bestrafungs-Operationen im Südosten der Ukraine seit Sommer keine Luftwaffe mehr einsetzt.“
Den zweifelhaften, aber inzwischen üblichen US-Propaganda-Behauptungen sind nicht bewiesen und mehr als durchsichtig, ihnen hätte mindestens die russische Darstellung gegenüber gestellt werden müssen. Da dies unterblieb, ist der Tagesschau erneut ein schwerwiegender journalistischer Fehler vorzuwerfen.
Dieser Fehler, eindeutig ein Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag, wiederholt sich dann auch in der nachfolgenden Passage:
"NATO-Oberbefehlshaber Philip Breedlove warnte nun vor einer russischen Offensive in der Ostukraine. Russische Militärs nutzten die gegenwärtige Flaute bei den Kämpfen, um sich neu zu positionieren und ihre Geländegewinne zu sichern, sagte der US-General bei einer Anhörung im US-Kongress. "Viele ihrer Aktionen entsprechen Vorbereitungen auf eine weitere Offensive."
Abgesehen davon, dass Breedlove ohnehin als ein notorischer Lügner bekannt und damit absolut unglaubwürdig ist, sind seine hier übernommenen Behauptungen durch nichts belegt. Deshalb hätte die Tagesschau der Vollständigkeit und Unparteilichkeit halber mindestens darauf hinweisen müssen, dass die Regierung in Moskau immer wieder versichert (und von der OSZE bestätigt wird), dass kein russisches Miltär in der Ostukraine eingesetzt ist.
Mit beiden Fehlern hat die Tagesschau sich erneut einseitig und staatsvertragswidrig in den Dienst der US-Propaganda gestellt und mit ihrem russophoben Tendenzjournalismus ein Zerrbild ihres Informationsauftrags in die Öffentlichkeit getragen.
Ich weiss, dass Herr Gniffke journalistische Fehler immer empört und reflexartig zurückzuweisen pflegt, vor allem, wenn der Tagesschau in der Ukraine-Berichterstattung Einseitigkeit und Propaganda vorgeworfen wird. Die kleinen Beiträge, wie der hier dargelegte, zeigen aber nachdrücklich, dass der Chefredakteur die Realität verfälscht.
Es kommt nicht von ungefähr, dass es den deutschen uniformen Mainstream-Medien gelungen ist, weite Teile der Bevölkerung gegen Russland aufzubringen. Erleichtert wird das dadurch, dass wichtige Informationen zum Konflikt in der Ukraine schlicht bewusst unterschlagen werden: Unbedingt und immer wieder zu erwähnen wären der unangetastete erhebliche Einfluss der faschistischen Milizen und Oligarchen, die maßlose Korruption (sie wird dagegen den Griechen täglich aufs Butterbrot geschmiert), die umfassende Einschränkung der Medienfreiheit, die unaufgeklärten Morde auf dem Maidan und im Gewerkschaftshaus von Odessa, die schleppende Aufklärung des Flugzeugabschusses, das weitgehend ausgeblendete Schicksal der Bevölkerung in der Ostukraine, die Rolle der USA, die ausufernde Gewalt- und Drogenkriminalität, die Gefahr des wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Ukraine etc. Öffentlichen Druck durch die Medien zur Klärung dieser Fragen gibt es nicht, obwohl jeder anständige und professionell-orientierte Journalist sich hierzu verpflichtet sehen müsste.
Der NDR-Staatsvertrag setzt insofern Maßstäbe, die von seinem Institut, der ARD-aktuell-Redaktion, jedoch permanent penetrant ignoriert werden. Die Kritik des ARD-Programmbeirates aus dem Vorjahr ist vollständig an Herrn Gniffke und seiner Redaktion vorbeigegangen.
Ich bitte um Prüfung der Angelegenheit.
Mit freundlichen Grüßen
F.Klinkhammer
Rundfunkrat
Frau
Dagmar Pohl-Laukamp
Rothenbaumchausse 132
20149 Hamburg
2.5.201
Programmbeschwerde: Tagesschau.de "Die Kämpfe müssen aufhören" vom 30.4.2015
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
"Tagesschau.de" nimmt in dem Beitrag Bezug auf die Behauptungen der US-Außenamtssprecherin Marie Harf vom 24.4.15. Jeff Rathke (er ist entgegen der Tagesschau-Darstellung nicht Sprecher, sondern nur der Vertreter von Frau Harf) hat lediglich nachgeplappert, was seine Chefin zuvor kundgetan hatte.
Sinngemäß haben beide gesagt, was im TS-Bericht dann zu lesen ist:
"Russische und separatistische Streitkräfte haben weiterhin eine beträchtliche Zahl von Artilleriegeschützen und mehrere Raketenwerfer innerhalb von Gegenden, wo sie unter den Minsker Vereinbarungen verboten sind. Das russische Militär hat Luftabwehrsysteme in die Ostukraine (gebracht), einige davon sind in die Nähe der Front verlegt worden. Es handelt sich um die größte Zahl solcher Luftabwehrsysteme in der Gegend seit August." Als Beleg für diese Behauptung legten die Amerikaner – so russische Quellen – durch ihren ukrainischen Botschafter ein Foto von Flak-Systemen vor, das auf der Waffenmesse MAKS im Jahr 2013 in Moskau aufgenommen worden war.
Die russische Reaktion auf die amerikanischen Behauptungen wurden von der Tagesschau unterschlagen: Das russische Verteidigungsministerium hatte die Vorwürfe der US-Amerikaner mit Spott zurückgewiesen. „Wir würden uns nicht wundern, wenn man uns in der nächsten Zeit der Aufstellung einer Flugzeugträgergruppe im Gebiet Lugansk oder des Eindringens eines russischen Atom-U-Bootes in den Ersten Stadtteich von Donezk beschuldigen würde.“ Denn:„Selbst die Führung in Kiew betonte wiederholt, dass sie bei ihren Bestrafungs-Operationen im Südosten der Ukraine seit Sommer keine Luftwaffe mehr einsetzt.“
Den zweifelhaften, aber inzwischen üblichen US-Propaganda-Behauptungen sind nicht bewiesen und mehr als durchsichtig, ihnen hätte mindestens die russische Darstellung gegenüber gestellt werden müssen. Da dies unterblieb, ist der Tagesschau erneut ein schwerwiegender journalistischer Fehler vorzuwerfen.
Dieser Fehler, eindeutig ein Verstoß gegen den NDR-Staatsvertrag, wiederholt sich dann auch in der nachfolgenden Passage:
"NATO-Oberbefehlshaber Philip Breedlove warnte nun vor einer russischen Offensive in der Ostukraine. Russische Militärs nutzten die gegenwärtige Flaute bei den Kämpfen, um sich neu zu positionieren und ihre Geländegewinne zu sichern, sagte der US-General bei einer Anhörung im US-Kongress. "Viele ihrer Aktionen entsprechen Vorbereitungen auf eine weitere Offensive."
Abgesehen davon, dass Breedlove ohnehin als ein notorischer Lügner bekannt und damit absolut unglaubwürdig ist, sind seine hier übernommenen Behauptungen durch nichts belegt. Deshalb hätte die Tagesschau der Vollständigkeit und Unparteilichkeit halber mindestens darauf hinweisen müssen, dass die Regierung in Moskau immer wieder versichert (und von der OSZE bestätigt wird), dass kein russisches Miltär in der Ostukraine eingesetzt ist.
Mit beiden Fehlern hat die Tagesschau sich erneut einseitig und staatsvertragswidrig in den Dienst der US-Propaganda gestellt und mit ihrem russophoben Tendenzjournalismus ein Zerrbild ihres Informationsauftrags in die Öffentlichkeit getragen.
Ich weiss, dass Herr Gniffke journalistische Fehler immer empört und reflexartig zurückzuweisen pflegt, vor allem, wenn der Tagesschau in der Ukraine-Berichterstattung Einseitigkeit und Propaganda vorgeworfen wird. Die kleinen Beiträge, wie der hier dargelegte, zeigen aber nachdrücklich, dass der Chefredakteur die Realität verfälscht.
Es kommt nicht von ungefähr, dass es den deutschen uniformen Mainstream-Medien gelungen ist, weite Teile der Bevölkerung gegen Russland aufzubringen. Erleichtert wird das dadurch, dass wichtige Informationen zum Konflikt in der Ukraine schlicht bewusst unterschlagen werden: Unbedingt und immer wieder zu erwähnen wären der unangetastete erhebliche Einfluss der faschistischen Milizen und Oligarchen, die maßlose Korruption (sie wird dagegen den Griechen täglich aufs Butterbrot geschmiert), die umfassende Einschränkung der Medienfreiheit, die unaufgeklärten Morde auf dem Maidan und im Gewerkschaftshaus von Odessa, die schleppende Aufklärung des Flugzeugabschusses, das weitgehend ausgeblendete Schicksal der Bevölkerung in der Ostukraine, die Rolle der USA, die ausufernde Gewalt- und Drogenkriminalität, die Gefahr des wirtschaftlichen Zusammenbruchs der Ukraine etc. Öffentlichen Druck durch die Medien zur Klärung dieser Fragen gibt es nicht, obwohl jeder anständige und professionell-orientierte Journalist sich hierzu verpflichtet sehen müsste.
Der NDR-Staatsvertrag setzt insofern Maßstäbe, die von seinem Institut, der ARD-aktuell-Redaktion, jedoch permanent penetrant ignoriert werden. Die Kritik des ARD-Programmbeirates aus dem Vorjahr ist vollständig an Herrn Gniffke und seiner Redaktion vorbeigegangen.
Ich bitte um Prüfung der Angelegenheit.
Mit freundlichen Grüßen
F.Klinkhammer