Teske-Nachschlag

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Maren
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Teske-Nachschlag

Beitrag von Maren »

Um das Buch von Ex-Tagesschau-Redakteur Alexander Teske (Titel: "Inside Tagesschau: Zwischen Nachrichten und Meinungsmache") ging es an dieser Stelle schon öfters. Unter anderem hier. Eigentlich alles gesagt, sollte man meinen. Doch am Wochenende ist nochmal ein bemerkenswertes Interview mit Teske hinterhergerutscht. In Jörg Wagners RBB-Medienmagazin (ab 20:36). Dass wir vom Altpapier ÖRR- und ARD-interne Kritik mögen, muss wohl kaum erwähnt werden. Zum absoluten Alltag gehört sie trotzdem nicht.

Wagner räumt Teske viel Zeit ein, das Interview geht über 40 Minuten. Teske darf seine Punkte machen ("Der Blick auf den Osten [bei der Tagesschau] ist ein Fremdblick, ein arroganter Blick.", "Die Tagesschau hat ein Milieu, [...] das tendenziell eher der SPD oder den Grünen zuneigt.").

Als Teske sich aber von den wirklich zahlreichen Rezensionen distanzieren will, die sein Buch liebend gern – und erwartbar – als Aufhänger für fundamentale ÖRR-Schelten nutzen ("Ich fremdel oder schlucke immer noch ein bisschen, wenn ich so Schlagzeilen lese wie [...] 'Enthüllungsbuch' oder 'Alexander Teske packt aus'.), lässt Wagner ihm das nicht durchgehen. Schließlich steht auf dem Cover nunmal der geframte Untertitel "Zwischen Nachrichten und Meinungsmache".

Wagner trennt durch seine gezielte Nachfragen die teils überzogene Buch-Promo-Provokation von den inhaltlichen Punkten, die Teske ja durchaus hat

https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4042.html

"Inside-Tagesschau"-Buch: Das sagt die ARD

Trotz der handwerklichen Kritik am Buch ist der Umgang der ARD-Aktuell-Redaktion mit dem Fall, nun ja, bemerkenswert. Denn auch für den ARD-Kollegen Wagner konnte die Redaktion beim besten Willen kein Interview einrichten. Warum nicht? Stattdessen hat die Redaktion dem RBB-Medienmagazin eine ausführliche Stellungnahme geschickt, in dem sie die Teske-Kritik recht fundamental zurückweist (ab 1:00:21):

"Die im Buch erhobenen Vorwürfe gegenüber ARD Aktuell und der ARD sind einseitig und beruhen auf den subjektiven Erinnerungen eines einzelnen, ehemaligen Mitarbeiters. Alexander Teske schildert im Buch seine persönliche Sichtweise und gibt persönliche Bewertungen wieder. Er hält sich dabei nicht an die von ihm selbst eingeforderten journalistischen Standards. Seine Angaben zur Berichterstattung der Tagesschau sind vielfach falsch und irreführend. [...] Die Positionen der ARD, von ARD Aktuell und den im Buch dargestellten Mitarbeitenden zu seinen Schilderungen wurden vom Autor nicht angefragt und sind entsprechend nicht abgebildet. [...]"

Diese handwerkliche Kritik nimmt dem Buch einigen Wind aus den Segeln. Auf der anderen Seite: Das als Freibrief zu sehen, über jegliche inhaltliche Punkte hinwegzusehen und konsequent nicht darauf einzugehen, ist auch nicht gerade der souveränste Umgang mit Kritik. Und quasi-hauseigenen Kollegen ein Interview zu verweigern, auch nicht.

https://www.mdr.de/altpapier/das-altpapier-4042.html
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