Programmbeschwerde: Tagesschau.de-Putins "Heißer Draht"
Stand: 14.04.2016 14:03 Uh
Sehr geehrte Frau Vorsitzende,
wiederholt haben wir darauf aufmerksam gemacht, dass ARD-aktuell mittels Wort- bzw. Begriffswahl oder mittels gewisser Formulierungen die Instrumentarien der Propaganda absichtlich einsetzt und damit die im NDR-Staatsvertrag festgelegte Verpflichtung zur objektiven Nachrichtengestaltung verletzt.
Der russische Präsident Putin hatte sich heute in Moskau den Fragen der Presse und der Öffentlichkeit gestellt.
Auf Tagesschau.de war daraufhin von "Show" die Rede. Dieses abfällig konnotierte Wort wird in Berichten über vergleichbare Veranstaltungen des US-Präsidenten selbstverständlich nicht verwendet, auch nicht bei ähnlichen Auftritten der Bundeskanzlerin, des Bundespräsidenten und noch nicht einmal des deutschen Vizekanzlers. "Show" bedeutet soviel wie "realitätsfernen Anschein erwecken", "übertriebene Selbstdarstellung", "Inszenierung", das Wort transportiert ausdrücklich nicht die Charakteristik der Aufrichtigkeit. Sicherlich könnte man - Klappern gehört zum Geschäft - den meisten Politikern nachsagen, Ihre öffentlichen Auftritte hätten Showcharakter. Trotzdem wird auf dieses "wording" aus gutem Grund gerade in Nachrichtensendungen wegen seines kommentierenden und abwertenden Inhalts verzichtet.
Warum bei Präsident Putin anders verfahren wird, liegt auf der Hand. ARD-aktuell hält am sattsam bekannten russophoben Muster fest und versucht, Präsident Putin - wie bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten - ein negatives Image zu verpassen, auch wenn diese Methoden gegen den eindeutigen Wortlaut im Staatsvertrag verstoßen.
Wir fordern Sie auf, die Angelegenheit im Lichte der Programmrichtlinien und des Programmauftrags des Staatsvertrags zu prüfen.
Mit höflichem Gruß
F. Klinkhammer + V. Bräutigam
Programmbeschwerde: Tagesschau.de-Putins "Heißer Draht"
Re: Programmbeschwerde: Tagesschau.de-Putins "Heißer Draht"
Betreff: Ihre E-Mail vom 14. April 2016
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,
in Ihrer E-Mail vom 14. April 2016 kritisieren Sie einen Beitrag auf tagesschau.de über die russische Sendung "Der heiße Draht".
Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang. Mit freundlichen Grüßen
Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,
in Ihrer E-Mail vom 14. April 2016 kritisieren Sie einen Beitrag auf tagesschau.de über die russische Sendung "Der heiße Draht".
Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang. Mit freundlichen Grüßen
Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Re: Programmbeschwerde: Tagesschau.de-Putins "Heißer Draht"
Programmbeschwerde vom 14.4.2016 "Putins Bürgerfragestunde"
NDR-Stellungnahme vom 26.4.2016 – Herr Nitsche
Unsere Ausführungen zur NDR-Stellungnahme:
ARD-aktuell hat wieder einmal Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache: Selbstverständlich ist der Begriff "Show" bei Politik-Präsentationen negativ konnotiert, da er typischerweise im Sinne von "eine Show abziehen" gemeint ist und auch allgemein so verstanden wird. Im Volksmund würde man sagen "den dicken Maxen machen".
Mit seriöser Nachrichtensprache hat das allerdings wenig zu tun. Eine vergleichbare Sprachanwendung ist im übrigen auch weder bei einem Komiker wie Joachim Gauck noch bei einer rhetorischen Einschlafpille wie Angela Merkel zu finden, egal, welchen Unsinn die von sich geben.
Auch über ARD-aktuell würde niemand sagen, die ziehen ihre Show ab, obwohl dies fraglos den Tatsachen nahe käme.
Der krampfhafte Vergleich mit den gängigen "Talk-Shows" ist ebenfalls unsinnig. Bei ihnen handelt es sich bekanntermaßen um ein völlig anderes TV-Format. Dort bestimmt ein Moderator die "Show" und kein Politiker.
Dass bei vergleichbaren "Heißer-Draht-Sendungen" überall auf der Welt Fragen inhaltlich vorstrukturiert werden, ist selbstverständlich. Aber was überall anderwärts üblich ist, stilisiert ARDaktuell im Fall Russland zum Problem.
Das wiederum entspricht der russophoben Abrichtung der deutschen Mainstream-Medien. ARDaktuell will offenkundig trotz eindeutiger öffentlich-rechtlicher gesetzlicher Verpflichtung keine Ausnahme sein und hat es erneut mit bemerkenswerter Blauäugigkeit bestätigt:
Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Russophobe Elemente und Missachtung der Pflicht zu objektiver Berichterstattung. Möge der Rundfunkrat versuchen, unsere Argumentation zu widerlegen.
F.Klinkhammer/ V. Bräutigam
3.5.2016
NDR-Stellungnahme vom 26.4.2016 – Herr Nitsche
Unsere Ausführungen zur NDR-Stellungnahme:
ARD-aktuell hat wieder einmal Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache: Selbstverständlich ist der Begriff "Show" bei Politik-Präsentationen negativ konnotiert, da er typischerweise im Sinne von "eine Show abziehen" gemeint ist und auch allgemein so verstanden wird. Im Volksmund würde man sagen "den dicken Maxen machen".
Mit seriöser Nachrichtensprache hat das allerdings wenig zu tun. Eine vergleichbare Sprachanwendung ist im übrigen auch weder bei einem Komiker wie Joachim Gauck noch bei einer rhetorischen Einschlafpille wie Angela Merkel zu finden, egal, welchen Unsinn die von sich geben.
Auch über ARD-aktuell würde niemand sagen, die ziehen ihre Show ab, obwohl dies fraglos den Tatsachen nahe käme.
Der krampfhafte Vergleich mit den gängigen "Talk-Shows" ist ebenfalls unsinnig. Bei ihnen handelt es sich bekanntermaßen um ein völlig anderes TV-Format. Dort bestimmt ein Moderator die "Show" und kein Politiker.
Dass bei vergleichbaren "Heißer-Draht-Sendungen" überall auf der Welt Fragen inhaltlich vorstrukturiert werden, ist selbstverständlich. Aber was überall anderwärts üblich ist, stilisiert ARDaktuell im Fall Russland zum Problem.
Das wiederum entspricht der russophoben Abrichtung der deutschen Mainstream-Medien. ARDaktuell will offenkundig trotz eindeutiger öffentlich-rechtlicher gesetzlicher Verpflichtung keine Ausnahme sein und hat es erneut mit bemerkenswerter Blauäugigkeit bestätigt:
Früher haben die kommerziellen Medien sich am öffentlich-rechtlichen Rundfunk orientiert, heute setzen Sie die Standards, auch für die ARD. Es ist ebenso bekannt wie erbärmlich, dieses Gniffkesche Argumentationsmuster."Auch in anderenMedien..... wurde der Begriff "Show" verwendet".
Wir bleiben bei unserer Einschätzung: Russophobe Elemente und Missachtung der Pflicht zu objektiver Berichterstattung. Möge der Rundfunkrat versuchen, unsere Argumentation zu widerlegen.
F.Klinkhammer/ V. Bräutigam
3.5.2016
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