ARD- Teletext Erneut russischer Jet in Türkei

Hier veröffentlichen wir externe Programmbeschwerden mit freundlicher Genehmigung der Beschwerdeführer. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die in den Beschwerden thematisierten Anliegen ausschließlich in der Verantwortung der jeweiligen Beschwerdeführer liegen und diese nicht automatisch die Meinung der Forenbetreiber wiederspiegeln.
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Maren
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ARD- Teletext Erneut russischer Jet in Türkei

Beitrag von Maren »

NDR-Rundfunkrat
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg


Programm-Beschwerde ARD-Telext Seite 108- 31.1.2016

Sehr verehrte Frau Vorsitzende, sehr geehrte Damen und Herren,

es gibt nicht nur die großen Manipulationsvorwürfe gegenüber den Mainstream-Medien (siehe Köln). Gift ist auch die leise, schleichende Manipulation des Lesers oder Zuschauers. Eine Manipulation, die als solche nicht sofort zu erkennen ist, die dadurch, dass sie nicht die grossen Schlagzeilen produziert, sondern eher unscheinbar daherkommt, oft gefährlicher ist als die offene Manipulation. Es ist das schleichendes Gift der Desinformation und Meinungsmache. Ein Beispiel konnten wir heute auf ARD-Teletext beobachten. Mit kleinen raffiniert ausgewählten Info-Häppchen wird das Publikum auf anti-russischen Kurs geschickt, damit niemand vergisst, dass der "Russ" die ewige Feind zu bleiben hat.

Teletext Seite 109:
"Erneut russischer Jet in Türkei
Die türkische Regierung hat der russischen Luftwaffe eine neue Verletzung des Luftraums im Grenzgebiet zu Syrien
vorgeworfen. Ein russisches Kampfflugzeug habe am Freitag mehrere Warnungen der türkischen Luftabwehr ignoriert.
Präsident Erdogan drohte Russland mit Konsequenzen und verlangte ein Gespräch mit Präsident Putin. Moskau wies die
Vorwürfe zurück. Seit dem Abschuss eines russischen Kampfflugzeugs im syrisch-türkischen Grenzgebiet Ende November ist das Verhältnis beider Länder extrem angespannt."
Diese Meldung zeigt in wenigen Sätzen das dreiste Ausmass antirussischer Hetze von ARD-aktuell. Die Methode:

Eine Behauptung wird in der Überschrift als Tatsache dargestellt. Viele lesen danach gar nicht weiter, holen sich ein Bier aus dem Kühlschrank oder zappen in ein anderes Programm oder, was auch immer. Damit bleibt hängen: Die Russen verletzten permanent den türkischen Luftraum, wobei ausgeblendet bleibt, dass die Luftraumverletzung beim Abschuss im November nicht erwiesen ist. Dann kommt der Konjunktiv ("habe ignoriert"), vorsorglich als spätere Rechtfertigung, dass man doch niemals falsche Tatsachen behaupte.

Wichtig natürlich die türkische Position: Große Attitüde, dicke aufgeblasene türkische Präsidenten-Backen. Schließlich das übliche Kriechen in den Nato-Beistands-Arsch, denn die Türkei ist unser Partner, wir brauchen sie, allein schon wegen der lästig gewordenen Flüchtlinge. Das sagt man nicht, aber man meint es so. Und nicht zu vergessen: Zur russischen Position ein Sätzchen, so knapp wie gerade möglich. Wer der bisherigen jahrelangen russophoben Propaganda in ARD-aktuell bereits erlegen ist, für den gibt es keine Zweifel mehr: Das russische Zurückweisen klingt nach lächerlicher Ausrede, nachdem ja schon in der Überschrift eindeutig steht, was wirklich Sache ist.

Soviel zur im NDR-Staatsvertrag festgeschriebenen Pflicht der ARD-aktuell- Redaktion zur fairen, vollständigen, sachlichen objektiven Berichterstattung im Dienste ebenso der qualifizierten Urteilsbildung des Zuschauers wie u.a. auch der Völkerverständigung,

Der Rundfunkrat Uwe Grund, ehemals hochrangiger DGB-Gewerkschaftsfunktionär:

„Abschließend noch der Hinweis: Einen Vergleich der Qualität journalistischer Arbeit mit den privaten Rundfunkanstalten in Deutschland, Europa oder gar in der Welt braucht der ÖR hierzulande nicht zu scheuen.“

Tja, da muss ARD-aktuell sich doch noch sehr anstrengen, dieses Ziel zu erreichen, denn RTL schrieb auf ihrer Teletext-Seite zum selben Ereignis
"Russischer Jet über der Türkei ?
Das NATO-Land Türkei hat der russischen Luftwaffe eine erneute Verletzung des Luftraumesim Grenzgebiet zu Syrien vorgeworfen. Ankara habe den russischen Botschafter einbestellt, meldete die Agentur Anadolu. Ein russisches Kampfflugzeug habe mehrere Warnungen der türkischen Luftabwehr ignoriert. Die Nato forderte Russland zur Deeskalation auf.Moskau wies die Anschuldigungen zurück. „Das ist Propaganda ohne Beweise“ sagte Generalmajor Konaschenkow der Agentur Interfax zufolge."
Das hört sich schon bedeutend öffentlich-rechtlicher an. Schon am Fragezeichen in der Überschrift müsste ARD-aktuell sich ein Beispiel nehmen, oder?

Ganz zu schweigen von den russischen Medien, die ja nach ARD-aktuell Version wegen der staatlichen Struktur und ihrer sanktionsbeladenen Chefs per se unglaubwürdig sind. Aber die haben den Vorfall am korrektesten beschrieben:

Die TASS zitiert das türkische Statement: „Gestern hat eine Su-34 der russischen Luftwaffe den türkischen Luftraum verletzt. Vor der Verletzung haben türkische Radar-Stationen das russische Flugzeug in Russisch und Englisch gewarnt.“

Igor Konashenkov, Sprecher der russischen Verteidigungsministeriums, kontert dieses Statement nicht ohne Witz: „Ich bin überzeugt, dass sogar türkische Spezialisten für die Luftraum-Verteidigung wissen, dass Radar-Stationen nur die Flughöhe, den Kurs und die Geschwindigkeit einer Maschine aufzeichnen können. Kein einziges dieser Radare ist in der Lage, den Typ oder die Nationalität eines Flugzeugs festzustellen, ob dieses Flugzeug ein russisches oder eines der von den USA geführten Koalition gegen ISIL ist.“ Er sagte, dies sei „nur möglich, wenn ein anderes Flugzeug Sichtkontakt hat, und dies sei nicht der Fall“. Und weiter: „Nur ahnungslose Propagandisten, die zu viele Hollywood Action-Filme gesehen haben, können ernsthaft davon sprechen, dass ein Radar dazu verwendet wurde, jemanden ,in Russisch und Englisch‘ zu warnen.“

Wir fordern den Rundfunkrat den Vorgang auf die Übereinstimmung mit den bestehenden rechtlichen, für den NDR verpflichtenden Normen zu prüfen.

Mit höflichem Gruß

F. Klinkhammer + V. Bräutigam
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Maren
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Re: ARD- Teletext Erneut russischer Jet in Türkei

Beitrag von Maren »

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

Ihre E-Mail vom 31. Januar 2016 habe ich erhalten. Sie kritisieren darin angebliche Meinungsmache und gezielte Desinformation durch eine ARD-Teletext-Meldung.

Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Die Erläuterungen finden Sie im Anhang.
Stellungnahme_ Teletext_geschwärzt.pdf
(2.94 MiB) 1060-mal heruntergeladen
Mit freundlichen Grüßen

Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
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Maren
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Re: ARD- Teletext Erneut russischer Jet in Türkei

Beitrag von Maren »

NDR-Rundfunkrat
Rothenbaumchaussee 132
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Teletext-Meldung: Russland verletzt türkischen Luftraum
Eingabe vom 31.1.2016 - Stellungnahme des Intendanten vom 25.2.2016


Sehr geehrte Damen und Herren,

er hat sich in der Tat Mühe gegeben, so esprit-durchsetzte Zeilen wie die von Herrn Dr. Gniffke beeindrucken ihn selbst sicherlich sehr. Erdogans Nachrichtenagenturen zu vertrauen zeigt, wie dieser Herr gestrickt ist. Dass die Nachricht, auch wenn als Quelle die Türkei angegeben und sie deshalb in indirekter Rede formuliert ist , allein schon aufgrund der Aufnahme in ein ARD-Forum den Anspruch und Rang eines Tatsachenberichts bekommt, wollen wir als eines der vielen denkbaren Gegenargumente hier erwähnen. Ein weitergehender Kommentar in der Sache erübrigt sich. Eine Dr. Gniffke-Glaubens-Information mit einem vergessenen Fragezeichen: dazu fällt uns wirklich nichts Sinniges mehr ein.

Den Rundfunkräten wünschen wir dennoch eine ernsthafte Diskussion mit einem überzeugenden Ergebnis, im Interesse einer um Objektivität und Fairness bemühten Berichterstattung - im Geiste des Staatsvertrags über den öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Wir halten den Vorwurf der Propaganda und Nachrichtenmanipulation ausdrücklich aufrecht.

Mit höflichem Grüßen

F.Klinkhammer und V. Bräutigam
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Maren
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Re: ARD- Teletext Erneut russischer Jet in Türkei

Beitrag von Maren »

Betreff: Ihre Programmbeschwerde vom 03.02.2016

Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,

beigefügt erhalten Sie das Antwortschreiben von Frau Thümler auf Ihre o. g. Programmbeschwerde, die in der Rundfunkratssitzung am 23.09.2016 abschließend beraten wurde.
Luftraum_russ Jet_geschwärzt.pdf
(3.04 MiB) 902-mal heruntergeladen

Mit freundlichen Grüßen
_____________________________
NORDDEUTSCHER RUNDFUNK
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Fax (040) 4156-3452
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