Abgesehen von den verbalen Entgleisungen und von der Tatsache, dass mir Texte zuwider sind, in denen die Sprache aufs Gröbste vergewaltigt wird, weil der Autor sie an den Regeln von Rechtschreibung und Interpunktion vorbei quält, was seiner „rhetorischen Kraft“ die Spannkraft eines erschlafften Luftballons verleiht, verstehe ich nicht, warum Fidel Castros Tod ein guter Tag für die Freiheit sein soll. Diese Herrschaften scheinen eine merkwürdige Vorstellung von Freiheit zu haben. Welche Freiheit meinen sie? Die Freiheit, einem Verstorbenen den Stinkefinger zeigen zu dürfen? Meinen sie die Freiheit, die wir als Konsumenten im Scheinpluralismus weniger Konzerne fristen dürfen? Oder ist es die Freiheit, nach Belieben das Völkerrecht zu brechen und andere Länder in Not und Elend zu stoßen? Vielleicht ist die Pressefreiheit gemeint und wie sie ausgeübt wird. Oder die Freiheit, alle vier Jahre zwischen Pest und Cholera wählen zu dürfen, während der Sozialstaat sich bis zur Unkenntlichkeit verkrümelt und das Bildungssystem vor die Hunde geht, bis nur noch willfährige Untertanen übrig bleiben. Sagt mir, welche Freiheit meint ihr? Die Privatisierung von Wasser, Straßen und Gefängnissen? Die Freiheit, die Umwelt auf das Gröbste zu schädigen, ohne ein einziges Gesetz zu brechen? Um was geht es euch, wenn ihr anlässlich des Todes dieses Mannes wie Rumpelstielzchen ums Feuer tanzt? Eines Mannes, der einen üblen US-amerikanischen Vasallen und Menschenschinder (Batista) verjagt hat, um dann unter schwierigsten Bedingungen (jahrzehntelange Sanktionen des „freien“ Westens) mit dem Analphabetentum aufzuräumen und tatsächlich so etwas wie soziale Gerechtigkeit in seinem Volk herzustellen. Kommt mir nicht mit den Menschenrechten. Wenn ich könnte, würde ich euch jetzt auf die Straßen von Havanna beamen. Nehmt euch dort ruhig die Freiheit, den trauernden Menschen den Stinkefinger zu zeigen. Dann gewöhnen sie sich schon mal an die bevorstehende Invasion, die Kuba über kurz oder lang wieder zum größten Casino der USA machen wird.
Dirk C. Fleck