Programmbeschwerde: Immer wieder Nachrichtenunterdrückung (Krieg um Mossul)
Sehr geehrte NDR Rundfunkräte,
in unserer Beschwerde vom 25. März haben wir bereits das Tagesschau-übliche manipulative Verschweigen mutmaßlicher Kriegsverbrechen der US-geführten „Koalition" in Mossul kritisiert. Dr. Gniffke „erklärte“ die unjournalistische Zurückhaltung in einem Schreiben vom 31. März damit, dass die Nachrichtenlage am 23. März unklar gewesen sei, man habe lediglich von einer „Explosion“ mit einer unbekannten Zahl von Toten gewusst. Wie unglaubwürdig und unaufrichtig seine haarsträubende Argumentation ist und dass sie nur eine dürftige Schutzbehauptung darstellt, zeigt ein neuer Vorgang, der nun einen gesonderten weiteren Beschwerdegrund über die Mossul-Berichterstattung liefert: Im Interview mit dem Deutschlandfunk warnte der vormalige Bundesminister Todenhöfer, CDU:
"90 Prozent der Toten werden Zivilisten sein"
Dazu der Deutschlandfunk:
„Bei der Befreiung der irakischen Stadt Mossul von der islamistischen Terrormiliz IS würden schlimmere Zerstörungen angerichtet als in Aleppo, sagte der Publizist Jürgen Todenhöfer im DLF. Die Stadt werde platt gemacht und vor allem von den US-Amerikanern kurz und klein gebombt. "Was sie da anrichten ist schlimm." Quelle: http://www.deutschlandfunk.de/kampf-um- ... _id=382424
Obwohl der Publizist und vormalige Richter sowie führende Bundespolitiker Todenhöfer unbestreitbar als seriöse Quelle anzusehen ist und ihm darüber hinaus die Sachkunde nicht bestritten werden kann, denn der Mann hat sich mit Reisen in das Kriegsgebiet und beim mehrtägigen Besuch Mossuls genauestens informiert, erwähnt ARD-aktuell ihn und seine Erkenntnisse mit keinem Wort. Auch, dass er sie im ebenfalls öffentlich-rechtlichen DLF äußerte, verhilft seinen kritischen Ansichten und Informationen nicht zu einem Platz in der wichtigsten deutschen Nachrichtensendung.
Über die Gründe für diese redaktionelle Linie – Manipulation mittels Verschweigen bzw. Weglassen wichtiger Informationen und Aussagen – haben wir uns bereits in unserer oben erwähnten Eingabe zur mangelhaften Berichterstattung über Mossul geäußert: „...dass ARD-aktuell über Belagerung und Erstürmung einer Stadt mit vielen Toten und Verletzten unter der Zivilbevölkerung umfassend und kontinuierlich berichten kann, das hat die Redaktion im Fall Ost-Aleppo bewiesen. Da ging es jedoch gegen „den Russen“. Wenn’s gegen den Ami geht, dann kneift und kuscht Gniffkes Qualitätsverein.“
Das gilt auch für den vorliegenden Fall. Wenn´s gegen „den Ami“ geht, dann werden sogar grundlegende Informationen eines namhaften Kenners wie Todenhöfer glatt unterschlagen.
Wir stellen einen gesonderten Fall von journalistischem Versagen fest, von böswilliger Pflichtverletzung im Hinblick auf den Auftrag, die Öffentlichkeit umfassend und der Wahrheit verpflichtet zu unterrichten. Bei der Befreiung der irakischen Stadt Mossul von der Terroristenpest namens IS spielen die USA ersichtlich eine noch wesentlich destruktivere und bedenkenlosere Rolle, als westliche Korrespondenten, gestützt auf AgitProp-Material von Zuträgern aus Terroristenkreisen, den Streitkräften der Russen und Syrer bei der Befreiung Ost-Aleppos zuschrieben. Und obwohl die in West-Mossul dicht zusammengedrängt lebende Bevölkerung fast viermal so groß ist wie die in Ost-Aleppo und folglich auch die „Kollateralschäden“ des US-amerikanischen Bombardements erheblich mehr Opfer bedeuten, als in Ost-Aleppo zu beklagen waren, zeichnet sich die Berichterstattung der ARD-aktuell im Fall Mossul durch vergleichsweise Dürftigkeit aus. Die Redaktion kann zwar nicht behaupten, das liege daran, dass sich keine qualifizierten Informationen aus dem Kriegsgebiet beschaffen ließen. Aber sie wird es trotzdem ein weiteres Mal versuchen, wie der bisherige Umgang mit kritischen Eingaben und Beschwerden eindrücklich beweist.
Und Ihr Honoratiorenclub namens Rundfunkrat, dazu berufen, das Programmangebot kritisch kontrollierend zu begleiten, wird voraussichtlich ein weiteres Mal seiner Pflicht nicht nachkommen, sondern lieber die NDR-Sessel breit drücken, Spitzentee trinken und Spesen einstreichen.
Volker Bräutigam, Friedhelm Klinkhammer
Immer wieder Nachrichtenunterdrückung (Krieg um Mossul)
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