Programmbeschwerde: Tendenzberichterstattung über den NATO-Gipfel am 8.7. und .9.7.16 in Warschau, Unterschlagung wesentlicher Gegeninformationen
http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... 14919.html
http://www.tagesschau.de/multimedia/sen ... -4579.html
Sehr geehrte Damen und Herren Rundfunkräte,
wieder einmal ist wegen eines Beispiels an journalistischer Einseitigkeit Beschwerde zu führen. Über Verlauf und Verhandlungsgegenstände des o.a. NATO-Gipfels in Warschau berichtete ARD-aktuell zwar ausführlich. Kein Wort hingegen fiel zu der bemerkenswerten Tatsache, dass es in Warschau eine internationale Protestdemonstration gegen die NATO und dieses Gipfeltreffen gegeben hatte. Auch in anderen europäischen Städten hatte sich Protest formiert, unter anderen in Athen: Dort gingen mehr als zehntausend Menschen deswegen auf die Straße.
Quellen:
http://deutsche-wirtschafts-nachrichten ... -warschau/
http://www.no-to-nato.org/category/de/n ... chau-2016/
http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhal ... 5707e.html
Selbst der längst auf antirussisch gebürstete Deutschlandfunk erwähnte, wenn auch nur in einem Schlussabsatz, den Widerspruch:
In Warschau gingen heute zahlreichen Menschen gegen den Gipfel auf die Straße. Sie forderten auf Plakaten etwa, Geld gegen den Hunger auszugeben statt für Panzer.
Quelle:
http://www.deutschlandfunk.de/nato-gipf ... _id=359628
Zur Teilnahme an dem Protest in Warschau hatte auch die deutsche Friedensbewegung aufgerufen und in Deutschland Demonstrationen organisiert, u.a. in Aachen.
Quellen:
https://antikriegsbuendnis-aachen.net/2 ... estgrenze/
http://www.friedenkoeln.de/?p=9536
Die extreme „prowestliche“ Schlagseite der ARD-aktuell-Berichterstattung wird mit einem weiteren Versäumnis besonders deutlich: Der frühere sowjetische Staatschef Gorbatschow warf angesichts des Gipfels in Warschau der NATO vor, sie treffe Vorbereitungen für einen heißen Krieg gegen Russland.
Quellen u.a.:
http://www.n-tv.de/politik/Gorbatschow- ... 61076.html
http://www.t-online.de/nachrichten/ausl ... i-vor.html
Wieder einmal demonstrieren also kommerzielle Sender dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk, was kompetenterer Journalismus ist, wohingegen sich Gniffkes Qualitätsjournalisten erneut an Schmierenpublizistik orientieren. ARD-aktuell verfügte fraglos über die gleichen Informationen wie n-tv und Konsorten, denn deren Veröffentlichungen fußen auf einem dpa-Bericht. Tageschau und Tagesthemen haben die Kritik des Friedensnobelpreisträgers Gorbatschows schlichtweg unterschlagen. Nicht der erste Fall von Selbstzensur, wenn Kritik von der „falschen“ Seite das Bild des „freien“ Westens und seines Kriegsbündnisses NATO bekleckert.
Die Position Russlands, des von der NATO auserkorenen „neuen“ Feindes, mit keinem Wort zu erwähnen, geschweige sie zu erläutern, ist klassische Propaganda der ARD-aktuell: Nur konsequent, dass auch die Einschätzung des Kreml-Beraters Sergej Karaganow verschwiegen wurde, die Nato sei für die Spannungen mit Russland verantwortlich; die Nato-Osterweiterung sei in Moskau als Verrat verstanden worden, die Aufrüstung an der russischen Grenze werde "als Provokation" gewertet.
Das ist sie ja auch, objektiv gesehen.
Wir fordern den Rundfunkrat auf, den Fall - soweit er dazu bereit und in der Lage ist - kritisch zu prüfen.
Höflich grüßen
Volker Bräutigam und Friedhelm Klinkhammer
Tendenzberichterstattung über den NATO-Gipfel
Re: Tendenzberichterstattung über den NATO-Gipfel
Gesendet: Mittwoch, 27. Juli 2016 um 13:56 Uhr
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,
in Ihrer E-Mail vom 10. Juli 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung über den NATO-Gipfel.
Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Sehr geehrter Herr Klinkhammer,
sehr geehrter Herr Bräutigam,
in Ihrer E-Mail vom 10. Juli 2016 kritisieren Sie die Berichterstattung über den NATO-Gipfel.
Ich habe die verantwortliche Redaktion von ARD-aktuell gebeten, zu Ihrer Kritik Stellung zu nehmen. Diese Stellungnahme finden Sie im Anhang.
Mit freundlichen Grüßen
Lutz Marmor
Intendant des Norddeutschen Rundfunks
Rothenbaumchaussee 132
20149 Hamburg
Re: Tendenzberichterstattung über den NATO-Gipfel
Tendenzberichterstattung über den NATO-Gipfel
Werte Rundfunkräte,
der Anstaltsvertreter Dr. Gniffke lügt in seiner Stellungnahme, wenn er behauptet:
"In Hintergrundtexten oder vertiefenden Interviews mit Experten wurde dabei immer wieder auch die Sicht Russlands auf das Treffen der nordatlantischen Allianz transportiert."
Da es uns nicht gelang, mit einigen der von Dr. Gniffke genannten Links auf die entsprechenden Seiten zu kommen, sind wir der Berichterstattung am 8.7.16 noch einmal beispielhaft nachgegangen:
Um 11.29 interviewte ARD-aktuell einen „Experten“. Über Russlands Position war von ihm nichts zu erfahren
Um 16.15 wurde im Nato-Beitrag zu 90 % über die westliche Position berichtet. In der restlichen Zeit (ca.10 Sek) erfuhr der Zuschauer, dass auch Russland eine Meinung hat. Die wurde aber nicht konkretisiert.
Um 16.25 war der Korrespondent Oliver Höher zu sehen. Zu Russlandpositionen: total Fehlanzeige.
Bei unserer allseits bekannten Frau Stöber erfuhren wir etwas über die Gefährdung des Ostsee-Luftraumes durch russische und NATO-Flugzeuge. Dabei ging es insbesondere um die gegenseitigen Schuldzuweisungen, hatte aber nicht unmittelbar etwas mit den unterschiedlichen politischen Positionen zu tun. Auch hier über Russlands Position weit und breit nichts zu lesen.
Über Gorbatschows Haltung wurde in der Tat am 10.7.2016 auf Tagesschau.de berichtet, also an dem Tag, auf den auch unsere Programmbeschwerde datiert ist.
Allerdings ist das späte Verstecken dieser Nachricht über Gorbatschow auf „Tagesschau.de“ als die übliche Alibi-Methode des Anstaltsvertreters zu werten. Dem größten Teil des deutschen Publikums wurden die Gorbatschows Position vorenthalten, das Publikum sollte gar nicht erst in die Lage versetzt werden, an den dämonisierenden Anti-Russland-Behauptungen zu zweifeln. Bei einem Politiker wie Gorbatschow, der wegen der Vereinigung hohe Reputation in Deutschland genießt, hätten Zweifel nicht ins Konzept Dr. Gniffkes gepasst.
Fest steht trotz der Ausflüchte des Herrn Dr. Gniffke, dass die Position Russlands, des von der NATO auserkorenen „neuen“ Feindes, mit keinem Wort erwähnt wurde, geschweige dass sie erläutert worden wäre. Das ist die Methode klassischer Propaganda der ARD-aktuell: Nur konsequent, dass auch die Einschätzung des Kreml-Beraters Sergej Karaganow verschwiegen wurde, die Nato sei für die Spannungen mit Russland verantwortlich; die Nato-Osterweiterung sei in Moskau als Verrat verstanden worden, die Aufrüstung an der russischen Grenze werde "als Provokation" gewertet.
Wegen der Demonstrationen: Auch hier gilt das Gniffkesche Doppelformat. Geht es gegen „den Russen“ werden auch schon einmal 20 ukrainische Demonstranten in einem Filmbeitrag erwähnt. Handelt es sich dagegen um Demonstranten, die sich um den Frieden sorgen und von den polnischen Behörden in Warschau als "Russlandversteher" behindert werden, dann schaltet Dr. Gniffke auf schwarz.
Entsprechendes gilt für Athen mit tausenden Demonstranten (siehe youtube), dort ist das Unterschlagen der Nachricht erst recht angesagt, weil die Demo von den bösen Kommunisten organisiert worden war. Darauf nimmt Herr Dr. Gniffke natürlich gern Rücksicht.
Fazit: Auch wenn es dem NDR nicht passt, wir haben von unserer Einschätzung am 10.7.16 nichts zurückzunehmen:
Die Artikel und Beiträge sind ein Beispiel für "journalistische Einseitigkeit" und weisen eine "prowestliche Schlagseite" auf. Das Gleiche gilt für den Vorwurf, dass sich ARD-aktuell "an der Schmierenpublizistik orientiert". In diesem Zusammenhang sollten Sie sich zur besseren Erkenntnis auch einmal das Spiegelinterview mit Christoph Maria Fröhder anschauen.
Mit höflichem Gruß
F.Klinkhammer und V. Bräutigam
Werte Rundfunkräte,
der Anstaltsvertreter Dr. Gniffke lügt in seiner Stellungnahme, wenn er behauptet:
"In Hintergrundtexten oder vertiefenden Interviews mit Experten wurde dabei immer wieder auch die Sicht Russlands auf das Treffen der nordatlantischen Allianz transportiert."
Da es uns nicht gelang, mit einigen der von Dr. Gniffke genannten Links auf die entsprechenden Seiten zu kommen, sind wir der Berichterstattung am 8.7.16 noch einmal beispielhaft nachgegangen:
Um 11.29 interviewte ARD-aktuell einen „Experten“. Über Russlands Position war von ihm nichts zu erfahren
Um 16.15 wurde im Nato-Beitrag zu 90 % über die westliche Position berichtet. In der restlichen Zeit (ca.10 Sek) erfuhr der Zuschauer, dass auch Russland eine Meinung hat. Die wurde aber nicht konkretisiert.
Um 16.25 war der Korrespondent Oliver Höher zu sehen. Zu Russlandpositionen: total Fehlanzeige.
Bei unserer allseits bekannten Frau Stöber erfuhren wir etwas über die Gefährdung des Ostsee-Luftraumes durch russische und NATO-Flugzeuge. Dabei ging es insbesondere um die gegenseitigen Schuldzuweisungen, hatte aber nicht unmittelbar etwas mit den unterschiedlichen politischen Positionen zu tun. Auch hier über Russlands Position weit und breit nichts zu lesen.
Über Gorbatschows Haltung wurde in der Tat am 10.7.2016 auf Tagesschau.de berichtet, also an dem Tag, auf den auch unsere Programmbeschwerde datiert ist.
Allerdings ist das späte Verstecken dieser Nachricht über Gorbatschow auf „Tagesschau.de“ als die übliche Alibi-Methode des Anstaltsvertreters zu werten. Dem größten Teil des deutschen Publikums wurden die Gorbatschows Position vorenthalten, das Publikum sollte gar nicht erst in die Lage versetzt werden, an den dämonisierenden Anti-Russland-Behauptungen zu zweifeln. Bei einem Politiker wie Gorbatschow, der wegen der Vereinigung hohe Reputation in Deutschland genießt, hätten Zweifel nicht ins Konzept Dr. Gniffkes gepasst.
Fest steht trotz der Ausflüchte des Herrn Dr. Gniffke, dass die Position Russlands, des von der NATO auserkorenen „neuen“ Feindes, mit keinem Wort erwähnt wurde, geschweige dass sie erläutert worden wäre. Das ist die Methode klassischer Propaganda der ARD-aktuell: Nur konsequent, dass auch die Einschätzung des Kreml-Beraters Sergej Karaganow verschwiegen wurde, die Nato sei für die Spannungen mit Russland verantwortlich; die Nato-Osterweiterung sei in Moskau als Verrat verstanden worden, die Aufrüstung an der russischen Grenze werde "als Provokation" gewertet.
Wegen der Demonstrationen: Auch hier gilt das Gniffkesche Doppelformat. Geht es gegen „den Russen“ werden auch schon einmal 20 ukrainische Demonstranten in einem Filmbeitrag erwähnt. Handelt es sich dagegen um Demonstranten, die sich um den Frieden sorgen und von den polnischen Behörden in Warschau als "Russlandversteher" behindert werden, dann schaltet Dr. Gniffke auf schwarz.
Entsprechendes gilt für Athen mit tausenden Demonstranten (siehe youtube), dort ist das Unterschlagen der Nachricht erst recht angesagt, weil die Demo von den bösen Kommunisten organisiert worden war. Darauf nimmt Herr Dr. Gniffke natürlich gern Rücksicht.
Fazit: Auch wenn es dem NDR nicht passt, wir haben von unserer Einschätzung am 10.7.16 nichts zurückzunehmen:
Die Artikel und Beiträge sind ein Beispiel für "journalistische Einseitigkeit" und weisen eine "prowestliche Schlagseite" auf. Das Gleiche gilt für den Vorwurf, dass sich ARD-aktuell "an der Schmierenpublizistik orientiert". In diesem Zusammenhang sollten Sie sich zur besseren Erkenntnis auch einmal das Spiegelinterview mit Christoph Maria Fröhder anschauen.
Mit höflichem Gruß
F.Klinkhammer und V. Bräutigam
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